Stark entschuldigt sich beim BVB: „Tut mir leid“

Dortmund (dpa) - Der Weg aus dem Stadion wurde zum Spießrutenlauf. Die vielen Kameras und Mikrofone schüchterten Wolfgang Stark zusätzlich ein. Sein folgenschwerer Fehler beim 2:3 (1:2) von Meister Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg veranlasste den Schiedsrichter zu einer seltenen Geste.

Kleinlaut und schuldbewusst bat er die unglücklichen Verlierer nach dem Betrachten der entlarvenden TV-Bilder um Entschuldigung: „Der Strafstoß und die Rote Karte waren ein klarer Fehler von mir. Das tut mir natürlich leid.“

Das Missgeschick des Referees sorgte auch beim Deutschen Fußball-Bund für eine erstaunlich schnelle Reaktion. „Schiedsrichter Wolfgang Stark hat einen Irrtum eingeräumt. Der Kontrollausschuss wird deshalb am Montag die Einstellung des Verfahrens gegen Marcel Schmelzer beantragen“, kommentierte DFB-Sprecher Ralf Köttker nur wenige Stunden nach dem Abpfiff der turbulenten Partie.

Die Erklärung des DFB nahm Jürgen Klopp zwar die Sorge vor einer Sperre für den Außenverteidiger, konnte ihn aber nicht aufheitern. Nur mit Mühe bewahrte der BVB-Trainer die Fassung. Mit ruhiger Stimme, aber beißender Kritik kommentierte der Dortmunder Meistertrainer die vieldiskutierte Schlüsselszene des Spiels in der 35. Minute. „Jeder hat gesehen, dass es kein Elfmeter und keine Rote Karte war“, klagte Klopp. „Das ist brutal hart für uns. Bei 11 gegen 11 gibt es nur einen Sieger. Selten waren wir so überlegen.“

Nach famosem Spielbeginn und der frühen Führung durch Marco Reus (6.) schien der BVB auf gutem Weg zu einem Heimsieg. Doch der unfreiwillige Hauptdarsteller Stark brachte die bis dahin unterlegenen Gäste zurück ins Spiel. Einen Schuss von Mittelstürmer Bas Dost klärte BVB-Außenverteidiger Schmelzer vor der Torlinie. Diese Rettungsaktion mit dem Knie wertete der Unparteiische jedoch als Handspiel und entschied auf Elfmeter und Rot gegen den Nationalspieler. Diego nutzte die Chance eiskalt zum 1:1.

Die Aufregung über die Fehlentscheidung hatte sich noch nicht gelegt, da schlugen die „Wölfe“ erneut zu. Eine Flanke des starken Diego beförderte Naldo fünf Minuten später per Volleyschuss ins Tor und bescherte seinem Team die schmeichelhafte 2:1-Führung zur Pause.

Zwar kam der dezimierte BVB durch eine weitere zweifelhafte Elfmeterentscheidung von Stark und den folgenden Treffer von Jakub Blaszczykowski (61.) zum Ausgleich, musste sich aber nach einem Zauberpass von Diego auf den Torschützen Dost (73.) geschlagen geben. Sportdirektor Michael Zorc machte aus seinem Unmut keinen Hehl: „Stark hat einfach das Spiel komplett gegen uns entschieden mit seinem Pfiff. Das ist natürlich schwer zu akzeptieren.“

Im Anschluss an die Partie hatte Trainer Klopp alle Mühe, aufgebrachte Profis wie Mario Götze im Zaum zu halten. Aus Sorge vor einer Überreaktion seiner Mannschaft ordnete er ein Redeverbot an. Stattdessen fand der Fußball-Lehrer deutliche Worte und legte sich mit der Wolfsburger Bank an, weil von dort immer wieder Bälle auf das Feld gerollt waren. Nach erster Aufregung machte er sich für den konsternierten Schmelzer stark: „Wie Marcel mit dem Platzverweis umgegangen ist, müsste man ihn für den Friedensnobelpreis vorschlagen.“

Anders als sein Dortmunder Kollege hatte „Wölfe“-Coach Lorenz-Günther Köstner wenig Grund zur Klage: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, sie hat sich zurückgekämpft.“ Zu der umstrittenen Schlüsselszene wollte der Magath-Nachfolger nur wenig sagen: „Wenn Handspiel auf der Linie gegeben wird, ist es laut Regel eine Rote Karte. Soll ich mich dafür entschuldigen?“ Wie der Coach verzichtete auch der überragende Diego auf eine deutlichere Stellungnahme: „Wir haben einen großartigen Gegner besiegt.“

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