Starker SC Freiburg: Im Breisgau denkt man an Barça

Freiburg (dpa) - Der SC Freiburg ist eine der großen Überraschungen in dieser Bundesliga-Saison. Vom Abstiegskampf weit entfernt, dazu gibt es schönen Fußball. Manches Mal erlaubt man sich im Breisgau sogar den Blick auf Branchenprimus FC Barcelona.

Den Fußballprofis des SC Freiburg erzählt Trainer Christian Streich gelegentlich vom FC Barcelona. Eine Geschichte handelt von der Bescheidenheit des Weltstars Xavi. Der habe wie alle anderen als Belohnung für den Sieg in der Champions League ein Auto bekommen, freie Auswahl bei einem der Sponsoren des spanischen Traditionsvereins. Ein Mannschaftskamerad sei dann, so hat es Streich gehört, mit einem sündhaft teuren Modell auf das Vereinsgelände gefahren. Daraufhin habe ihn Xavi daran erinnert, dass das Auto ein Geschenk sei - er selbst habe den kleinsten Wagen genommen.

Die Anekdote erzählte Streich zuletzt in einem Interview dem „Spiegel“, er nutzt sie als Lehrgeschichte für seine Spieler, die dem Beispiel Xavis folgen sollen. Nun wird der SC Freiburg in absehbarer Zeit nicht in die Verlegenheit geraten, von einem Sponsor Autos für den Sieg in der Champions League auswählen zu müssen. Aber die Demut des Weltstars lässt sich auch auf die Profis im Breisgau übertragen. Ebenso wie die Einstellung des FC Barcelona zum Fußball. „Entscheidend ist: Die Gemeinschaft steht über dem Einzelnen“, sagt Streich. Und meint damit seine Mannschaft.

Im Schatten von Aufsteiger Eintracht Frankfurt ist die Zwischenbilanz der Freiburger eine der größten Überraschungen in dieser Bundesliga-Saison. Vor dem Duell mit Rekordmeister FC Bayern München hat der SC sogar Kontakt zu den Europapokalplätzen und war nie schlechter als Tabellenrang 14.

Wie die Trainer des FC Barcelona predigt Streich seit seiner Amtsübernahme vor gut einem Jahr, dass sich alle Spieler in den Dienst der Mannschaft stellen müssen. Zusammen nach vorne - und zusammen nach hinten. Für ihn sei es das Wichtigste, „dass wir gut Fußball spielen und uns entsprechend präsentieren“. Die Akteure auf dem Platz haben das verstanden - die Belohnung in Form von Siegen holen sie sich selbst. Etwa beim 2:1 gegen Hannover 96, dem ersten Bundesliga-Sieg im Stadion der Niedersachsen überhaupt. Oder am vergangenen Sonntag gegen den VfB Stuttgart.

Nach dem 3:0 im badisch-schwäbischen Derby kam auch Streich nicht umhin, seine Truppe erneut für ein bärenstarkes Spiel öffentlich zu belobigen. „Mit welchem Rhythmus, welchem Mut und welcher Kompaktheit sie gespielt haben, das ist schon toll“, sagte der 47-Jährige. Das Bemerkenswerte an den Freiburger Auftritten voller schöner Spielzüge: Mit dem jungen Innenverteidiger Matthias Ginter fehlt einer der besten im Team bis Ende des Jahres verletzt und längst nicht alle Akteure spielen auf Positionen, für die sie ausgebildet sind.

Auf den beiden Planstellen im Angriff des 4-4-2 vertraute Streich zuletzt auf Jan Rosenthal und Max Kruse - das Fachmagazin „Kicker“ führt beide in der Rubrik „Mittelfeld“. Aber auch das ist letztlich nur eine weitere kleine Gemeinsamkeit mit dem großen FC Barcelona. Auch die Spanier verzichten ja gerne mal auf einen echten Stürmer.

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