Stratege Kvist lenkt VfB-Spiel - Geborener Sechser

Stuttgart (dpa) - Trainer Bruno Labbadia charakterisiert ihn als „den geborenen Sechser“, Sportdirektor Fredi Bobic schwärmt: „Willy ist für uns Gold wert“. William Kvist hat sich beim VfB Stuttgart längst als ein zentraler Eckpfeiler etabliert.

Der Däne ist Stratege und Schaltzentrale im Mittelfeld, er bestimmt den Spielrhythmus. „Willy ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken“, sagte Bobic über die Führungsrolle des 27 Jahre alten Fußballprofis bei dem schwäbischen Bundesligisten.

Kvists Verpflichtung im Juli 2011 für etwa 3,3 Millionen Euro hat sich für den VfB längst bezahlt gemacht. Mit seiner besonnenen, äußerst mannschaftsdienlichen Spielweise und seiner Übersicht ist er der ruhende Pol. „Willy interpretiert die Rolle auf der 6 so, wie wir uns das vorgestellt haben. Da war ja eine Lücke“, sagte Bobic der Nachrichtenagentur dpa.

Kvist hat seine Entscheidung, nach insgesamt 19 Jahren bei KB und FC Kopenhagen nach Stuttgart zu wechseln, ebenfalls noch nie bereut. „Ich bin zum VfB, um einen Schritt nach oben zu machen. Letztes Jahr war ein gutes für den VfB. Ich habe hier einen Schritt nach vorn gemacht“, zog der fünfmalige dänische Meister ein Fazit nach rund 15 Monaten in der Bundesliga. „Es war der richtige Schritt, hierherzukommen. Für mich gab es in Kopenhagen nichts mehr zu gewinnen.“

Trotz meist überzeugender Vorstellungen hat Kvist laut Labbadia noch viel mehr Potenzial, das er kontinuierlich ausschöpfen müsse. „William hat noch mehr Qualität, als er sich selbst zutraut“, urteilte der Trainer. Als Beispiel nannte er die Dynamik des 36-maligen dänischen Nationalspielers. Kvist wisse nicht, wie schnell er wirklich sei und welche Möglichkeiten mit dem Ball am Fuß er habe. Prinzipiell dominiert jedoch das Lob: „William ist ein sehr strategischer Spieler. Wir haben einen guten Transfer getätigt“, konstatierte der Coach.

Aber nicht nur wegen seiner fußballerischen Fähigkeiten fügte sich Kvist nahtlos ein beim VfB. Dank seiner fröhlichen und freundlichen Art ist der intelligente Profi auch als Person ein Gewinn. „Ich fühle mich in Stuttgart wohl“, sagte Kvist, der mit Freundin Christine in Stuttgart-Mitte wohnt. Das Stadtleben gefällt dem in der dänischen Kleinstadt Odder geborenen Sohn einer Pädagogik-Professorin und eines Pfarrers.

Für Kvist spricht zudem, dass er weit mehr als Fußball im Kopf hat. „Ich möchte nicht nur meinen Körper trainieren“, begründete er sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Copenhagen Business School. Weil er dies parallel zum Sport betrieb, benötigte er „sechs statt der üblichen drei Jahre“, um den Bachelor zu machen.

Und bevor sich der vielseitig begabte Kvist voll auf den Fußball konzentrierte, spielte er Badminton und Handball, wo er sogar dänischer Jugendmeister wurde. Am meisten überraschen dürfte, dass Kvist auch zwei Jahre lang klassischen Tanz praktizierte.

Auf die Frage, welche drei Dinge ihm in Deutschland besser als in Dänemark gefallen würden, antwortete Kvist: „Das Wetter ist besser, die Autos sind in Dänemark 300 Prozent teurer und die Natur ist hier sehr schön.“ Mindestens bis 2015 kann er diese Vorteile noch genießen. So lange läuft sein Vertrag beim VfB.

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