Trotz Nullnummer: Schlusslicht BVB sieht Fortschritte

Dortmund (dpa) - Selbst der Blick auf die Tabelle konnte Jürgen Klopp nicht schrecken. Bei aller Sorge um das Abrutschen seines Teams auf den letzten Bundesliga-Rang sah der Dortmunder Trainer in der tristen Nullnummer bei Bayer Leverkusen einen erfolgreichen Start in die Mission Klassenerhalt.

Trotz Nullnummer: Schlusslicht BVB sieht Fortschritte
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„Ich habe mich nicht an Platz 18 gewöhnt - aber heute ist er mir scheißegal. Wir können nicht Abstiegskampf predigen und Champagner-Fußball fordern“, sagte Klopp.

Ungeachtet der hohen Fehlpassquote von 56 Prozent wähnt er den wankenden BVB auf dem Weg der Besserung: „Wir sind nur noch zwei Punkte von der Region entfernt, die ich als Paradies bezeichnen würde. Man muss nicht alles auf einmal wollen.“

Wie beim Fußball-Lehrer überwog auch bei den BVB-Profis eine pragmatische Sicht der Dinge. Schließlich verringerte sich zum Rückrundenstart der Abstand auf die Nicht-Abstiegsplätze. Mitkonkurrenten wie Stuttgart, Hamburg und Paderborn gingen leer aus und könnten mit einem Heimsieg am Mittwoch über Augsburg überflügelt werden. Mittelfeldspieler Nuri Sahin warb um Verständnis für den über weite Strecken unansehnlichen Kick-and-Rush-Fußball: „Dass das Spiel kein Leckerbissen werden würde, hätte ich vorher sagen können. Um das Schönspielen müssen sich in diesem Jahr andere kümmern.“

Zum Leidwesen vieler Ästheten duellierten sich beide eigentlich für hohe Spielkultur bekannten Teams auf rustikale Art und Weise. Um die Räume im zugestellten Mittelfeld zu umgehen, setzte sowohl der BVB als auch Bayer bei eigenem Ballbesitz auf lange, hohe Bälle. Nicht zuletzt deshalb blieben Torchancen Mangelware. Auch der ligaweite Saisonrekord von 342 Zweikämpfe war dem Unterhaltungswert der Partie nur bedingt zuträglich. Damit konnte Mats Hummels jedoch gut leben. Auf die Frage, ob das Remis für die Borussia eher ein Gewinn oder ein Verlust sei, antwortete der Weltmeister: „Wenn man in Leverkusen einen Punkt holt, dann hat man ihn zu 98 Prozent gewonnen.“

Zumindest die BVB-Defensive gewann an Stabilität. Einzig bei zwei Chancen von Gonzalo Castro (39./75. Minute) geriet sie ins Wanken. Zudem schürte die ansprechende Leistung von Kevin Kampl die Zuversicht, schon bald die Gefahrenzone verlassen zu können. Der 12 Millionen Euro teure Neuzugang aus Salzburg deutete nicht nur aufgrund seiner beachtlichen Laufleistung (12,2 Kilometer) an, dass er das BVB-Spiel in Zukunft beleben kann. „Heute hat ein bisschen der Fußball gefehlt“, bekannte er, „aber wir müssen Punkte sammeln - und das haben wir gemacht. Mittwoch wird es spielerisch einen Ticken besser sein.“

Ein Erfolgserlebnis gegen Augsburg tut not. Immerhin stiegen 35 der 51 Teams, die am 18. Spieltag Letzter waren, am Saisonende ab. Für den BVB hat sich die Absturz-Wahrscheinlichkeit damit auf 69 Prozent erhöht. Klopp ist guter Dinge, dass sich dieser bedenkliche Wert bald verbessert: „Ich habe heute nicht nach Perfektion gestrebt, sondern nach Stabilität. Was notwendig war, haben wir angenommen. Damit haben wir einen richtig guten ersten Schritt gemacht.“

Ähnlich positiv kommentierten auch die Leverkusener das 0:0. Das bereits sechste Heim-Remis kostete zwar den Aufenthalt in den Champions-League-Rängen, stellte Rudi Völler aber dennoch zufrieden: „Dortmund ist kein gefühlter 18. Das ist Augenhöhe. Die Mannschaften, die heute vor uns gerutscht sind, müssen auch erst mal gegen Dortmund punkten“. Trotzig verwies der Bayer-Sportchef auf die insgesamt positive Saisonbilanz gegen den Revierclub: „Wir haben in zwei Spielen gegen Dortmund vier Punkte geholt. In der Endabrechnung wird uns das vielleicht von Nutzen sein.“

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