Van der Vaart: Von der Galionsfigur zum Krisen-Mann

Hamburg (dpa) - Der letzte Vorhang für Rafael van der Vaart in der Hamburger Arena am Volkspark ist gefallen, und kaum einer hat es bemerkt.

Van der Vaart: Von der Galionsfigur zum Krisen-Mann
Foto: dpa

Lediglich warmlaufen durfte sich der 32 Jahre alte Niederländer im Relegations-Hinspiel des Hamburger SV gegen den Karlsruher SC (1:1). Eingesetzt wurde er jedoch nicht mehr. Am nächsten Montag hat er im Wildparkstadion vielleicht letztmals Gelegenheit, ins HSV-Trikot zu schlüpfen. Dann ist endgültig Schluss. Van der Vaart geht ins Ausland, wo er eventuell wieder gefeiert wird. In Hamburg war das schon lange nicht mehr der Fall.

Der niederländische Nationalspieler war bei seiner ersten dreijährigen Schaffensperiode an der Alster die Galionsfigur beim HSV, die für gepflegten Fußball mit Ausrichtung auf die europäische Vereinselite stand. 2005 erzielte der Zauberfuß 16 Tore in drei Wettbewerben und führte die Hamburger in die Champions League. Im darauffolgenden Jahr ließ er acht Tore folgen: UEFA-Cup. Bevor er für 15 Millionen Euro zu Real Madrid wechselte, beschenkte er die Rothosen noch mal mit 21 Toren auf nationaler und internationaler Bühne. Und wieder hieß der Lohn UEFA-Cup.

Als der Mittelfeldspieler 2012 von Tottenham Hotspur erneut an die Elbe gelockt wurde, war er ein anderer. 13 Millionen Euro kostete er aber immer noch und ist damit teuerster Transfer in der HSV-Geschichte. Insbesondere in den zwei jüngsten Spielzeiten konnte der Linksfuß nicht mehr an seine Glanzzeiten anknüpfen und wurde schlicht zum Gesicht des Hamburger Niedergangs. Zwei Jahre Abstiegskampf haben den einstigen Filigranfußballer entzaubert. Kreativität und Spielwitz blieben auf der Strecke, einstige Torgefahr verflog, die Gegenspieler rannten ihm davon.

„Was van der Vaart auf dem Platz abliefert, hat mit Fußball nichts zu tun. Das ist ein Alibi-Fußballer“, hatte HSV-Torhüterlegende Uli Stein den Profi einst kritisiert. Warum er den Niederländer in seinem letzten Heimspiel nicht gebracht habe, wurde Trainer Bruno Labbadia gefragt. „Weil ich Tempo über die Flügel reinbringen wollte“, sagte der Coach. Van der Vaart ist zwar kein Flügelmann, aber Tempo ist seine Sache wahrlich nicht.

In seiner zweiten Hamburger Schaffensperiode hatte er doch noch die Schlagzeilen gestürmt. Das war Anfang 2013, als er sich mit Ehefrau Sylvie krachte und zu deren Freundin Sabia Boulahrouz türmte. Später gestand der Holländer, die Krise habe seine sportlichen Leistungen beeinflusst. Aber auch das neue Glück mit Sabia konnte den früheren Profi von Weltformat nicht wieder in alte Form bringen. Jetzt plant van der Vaart das positive Schlagzeilen-Comeback: Im Sommer wollen er und Freundin Sabia in Spanien heiraten.

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