Veh genießt den Erfolg an alter Wirkungsstätte

Wolfsburg (dpa) - Auch nach der besten Bundesliga-Hinserie seit Einführung der Drei-Punkte-Regelung werden in der Kabine von Eintracht Frankfurt noch die fehlenden Punkte bis zum Klassenverbleib hochgerechnet.

30 Zähler sind Armin Veh noch nicht genug.

„Es fehlen immer noch zehn“, sagte der Erfolgscoach des Aufsteigers nach dem 2:0 am Samstag beim VfL Wolfsburg. Den Sieg an alter Wirkungsstätte schien der 51-Jährige dennoch besonders zu genießen. Im Kabinentrakt der VW-Arena, aus der er vor knapp drei Jahren noch hinaus gejagt worden war, fiel er diesmal jedem seiner Spieler lachend um den Hals. „Ich bin heute wirklich sehr zufrieden. Zumal ich jetzt Urlaub habe“, feixte Veh.

Nach 17 Spielen überwintern die Hessen auf einem Champions-League-Rang. „Wenn das vor der Saison einer gesagt hätte, der wäre doch in ganz Deutschland für verrückt erklärt worden“, bemerkte Bruno Hübner. Auch der mitten im Winter braun gebrannte Sportdirektor war in Urlaubsstimmung, als er in die Eintracht-Kabine schritt, in der bei lauten Rihanna-Klängen Partylaune herrschte.

„Besser kann man es als Aufsteiger nicht spielen. Das ist einfach nur gut“, sagte Hübner euphorisiert. Frisch frisiert und gestylt wirkte der 51-Jährige, als sollte die sensationelle Hinserie noch gebührend gefeiert werden. Doch Veh ermahnte sein Team, auf dem Boden zu bleiben. Schon vor Wochen, als die wundersame Frankfurter Saison Konturen annahm, versah er die Kabine mit der Abstiegskampf-Tabelle.

„Die wird immer erneuert“, berichtete Veh. „Wenn wir die 40 Punkte erreicht haben, glaube ich, dass wir es geschafft haben. Dann glaube ich es - aber ich weiß es dann auch immer noch nicht. Keiner kann mir garantieren, dass es dann auch reicht“, sagte der Coach. Sein Grinsen verriet, dass er längst mehr im Schilde führt. Zumal sein Team bereits 21 Punkte über den Abstiegsrängen steht.

Wo soll der wundersame Weg der Eintracht noch hinführen? Die mitgereisten Fans sangen die gesamte zweite Halbzeit über vom „Europapokal“. So wie in der vergangenen Saison Borussia Mönchengladbach, das zuvor nur knapp dem Abstieg entronnen am Ende Vierter wurde, reitet Frankfurt auf einer Welle der Euphorie durch die Saison. Wie die berühmte Gladbacher Fohlenelf, in der Veh einst kickte, will der Fußball-Lehrer auch der Eintracht eine Identität verpassen. Diese Mission scheint ihm noch wichtiger als ein möglicher Europapokal-Einzug am Ende der Saison.

„Jeder Verein sollte eine Philosophie haben. Das ist mir wichtig“, dozierte Veh. „Auch wenn es mal auf die Mütze geht. Am Ende sollten die Zuschauer doch immer wegen unseres Fußball-Stils ins Stadion kommen.“ Auf die Mütze gab es zuletzt Ende November beim 0:4 gegen Fortuna Düsseldorf. Damals wie nun in Wolfsburg war ein Platzverweis spielentscheidend. In Düsseldorf musste Frankfurts Karim Matmour vom Feld. Die Fortuna zerlegte den Mitaufsteiger in seine Einzelteile.

Diesmal profitierte Frankfurt von der harten, aber vertretbaren Roten Karte gegen Wolfsburgs Josué (16. Minute). „Mit dem Unterschied, dass es in Düsseldorf keine war und hier schon“, meinte Veh. Nun ja, mit dieser klaren Meinung zu einer kontrovers diskutierten Szene stand der Coach am Ende alleine da. Aber das war Veh an diesem Tag nun wirklich egal.

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