„Viel zu tun“: Hecking, Allofs und das Magath-Erbe

Wolfsburg (dpa) - Für einen Trainer, der gerade einen nahezu ungefährdeten 2:0-Sieg zum Einstand bei seinem neuen Club gefeiert hatte, blickte Dieter Hecking ziemlich zerknirscht drein. Trotz des Erfolgs gegen den VfB Stuttgart zum Rückrundenauftakt des VfL Wolfsburg war Hecking nicht zufrieden.

„2:0 gewonnen, aber noch viel zu tun“, stöhnte der 48 Jahre alte Fußballlehrer sein Fazit. In der Tat war noch vieles unansehnlich, was die hoch bezahlten Profis des ambitionierten, aber nur mäßig erfolgreichen VW-Clubs anboten. „In der ersten Halbzeit waren wir viel zu verhalten. Das war nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, kommentierte Hecking das müde Gekicke. Die Verunsicherung nach einer unbefriedigenden Bundesliga-Hinrunde mit nur 19 Punkten aus 17 Spielen unter zwei Trainern war dem Meister von 2009 noch deutlich anzumerken.

„Das ist aber auch klar, wenn die Mannschaft die dritte Ansprache bekommt“, meinte der nun dritte Trainer Hecking. Der bisherige Nürnberger Coach soll dem von vielen Experten als hochkarätig eingestuften Kader anders als Felix Magath, der bereits im Oktober gehen musste, und noch mehr als der halbwegs erfolgreiche Lorenz-Günther Köstner, endlich auf Kurs bringen. Dazu war der Sieg laut Geschäftsführer Klaus Allofs, der Hecking geholt hatte, enorm wichtig. „Das, was wir wollten, war zu gewinnen. Ich hoffe, dass uns dieser Sieg jetzt Sicherheit gibt“, sagte der Manager, der selbst erst Ende 2012 gegen eine Millionen-Ablöse aus Bremen gekommen war.

Geld spielt nach wie vor keine Rolle bei der Tochter des Volkswagenkonzerns, der mit Vehemenz an die Weltspitze der Autobauer strebt. Gerade erst leistete sich Allofs Ivan Perisic vom Meister Borussia Dortmund für 7,5 Millionen Euro - der teuerste Wintertransfer aller Bundesligaclubs. Auf die Frage, wie gut die Chancen stehen, dass Mittelfeldstar Diego, der das Spiel gegen Stuttgart mit einem Tor und einer Vorarbeit im Prinzip im Alleingang entschied, noch länger für Wolfsburg spiele, antwortete Allofs süffisant: „Man kann ja nachlesen, welche Argumente wir haben.“

Gemeint war die vergangene Woche vom „Spiegel“ veröffentlichte Gehaltsliste, wonach Diego pro Jahr 8,2 Millionen Euro ohne Prämien einstreiche. Ein Dementi zu den auch sonst gemessen an der bisherigen Leistung exorbitant hoch anmutenden Zahlen war das nicht. Überhaupt widersprach niemand beim VfL den Zahlen. In Wolfsburg geht man davon aus, dass ein früherer Mitarbeiter die Liste weitergegeben hatte.

Noch immer und wohl noch einige Zeit lang haben Allofs und Hecking mit dem Erbe von Magath zu kämpfen, der den aktuellen Kader auf weit über 30 Profis für teils horrende Gehälter aufblähte. Für viele Clubs ist eine Verpflichtung eines VfL-Profis schlicht zu teuer. Maximal Ausleihen sind denkbar. Immerhin Felipe Lopes, der erst vor einem Jahr für 2,5 Millionen Euro von Magath aus Funchal geholt worden war, aber nur 14 Spiele mit überschaubarem Erfolg bestritt, ist Allofs nun los. Vorerst. Der Brasilianer wird an den VfB ausgeliehen. „Das wird in den nächsten ein, zwei Tagen über die Bühne gehen“, verriet Stuttgarts Manager Fredi Bobic. „Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Tagen noch einige folgen werden“, sagte Allofs dazu.

Heckings Aufgabe ist es, Struktur ins Wolfsburger Spiel zu bringen und dem VfL eine Philosophie zu verpassen. Wofür Wolfsburg stehen soll, war unter Magath durch dessen ständigen Startelf- und Taktikwechsel nicht zu erkennen. Unter Köstner wurde die verunsicherte Elf lediglich stabilisiert. „Es geht immer um Teamwork. Das passiert gerade unter ihm. Es geht um Details. Wir haben großes Vertrauen in ihn“, lobte Diego den neuen Coach Hecking. Immerhin der Matchwinner war am Samstag vollauf zufrieden.

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