VIP-Plätze im Visier - Noch keine Auswirkungen

Berlin (dpa) - Das Geschäft mit den VIP-Plätzen in der Fußball-Bundesliga boomt weiter, doch ein Eingriff des Staates könnte die Clubs in Zukunft Millionen kosten. Mehr als 50 000 Plätze für die „besonders wichtigen Gäste“ gibt es in den Stadien von Hamburg bis München.

Zwischen 200 und 250 Millionen Euro fließen durch den Verkauf der Logen und Business-Sitze pro Saison in die Kassen der Bundesliga-Clubs. Eine wichtige Größe - sieht man im Vergleich den überlebenswichtigen TV-Vertrag, der derzeit im Schnitt 412 Millionen Euro pro Spielzeit einbringt.

Inzwischen aber sind die VIP-Plätze ins Visier von Steuerbehörden und der Staatsanwaltschaft geraten. Genauer: Die von den Logenmietern eingeladenen Gäste. Es geht um geldwerte Vorteile, Vorteilsgewährung und sogar Bestechung, die verfolgt werden können. Zwar melden viele Clubchefs wie Bayerns Finanzvorstand Karl Hopfner für die Logen sogar noch „ausverkauft“. Doch für Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), ist es schon jetzt ein Problem, das angepackt werden muss. Auch der Sportausschuss des Bundestages hatte das Thema auf seine Tagesordnung gesetzt.

Der Staat hat das Antikorruptionsrecht verschärft. Der Bundesgerichtshof sorgte mit seinem Urteil vom 14. Oktober 2008 für Unsicherheit. Unter dem Zeichen „BGH 1 StR 260/08“ ist zu lesen: „Unter einem Vorteil ist jede Leistung zu verstehen, auf die der Amtsträger keinen Anspruch hat und die seine wirtschaftliche, rechtliche oder auch nur persönliche Lage objektiv verbessert.“ Unter materiellen Zuwendungen sind explizit auch „Eintrittskarten für regulär entgeltpflichtige Veranstaltungen, auch wenn sie der Wahrnehmung von Repräsentationsaufgaben dienen“, genannt.

Die Sponsoren sind alarmiert. Denn bleiben ihre eingeladenen Gäste aus Angst vor Strafen aus, macht die Anmietung von Logen oder VIP- Sitzen keinen Sinn mehr. „Es ist sicher nicht die Absicht der Politik, mittelfristig die Durchführung von Sport- und anderen Veranstaltungen, die immer auch von Sponsoren mitfinanziert werden, unmöglich zu machen. Aber darauf könnte es am Ende hinauslaufen, wenn keine Lösung gefunden wird, was die Hospitality-Problematik betrifft“, erklärte DFL-Chef Seifert in der „Sport Bild“.

Gab es 1995 nur rund 5500 VIP-Plätze in den Bundesliga-Arenen, so hat sich die Zahl inzwischen gut verzehnfacht. In der Münchner Allianz Arena gibt es 106 VIP-Logen. Interessant dabei: Die neuen Fünf-Jahres-Verträge laufen seit dem 1. Juli 2010. Sie enden am 30. Juni 2015. Also auch während und nach der großen Finanzkrise gelang die Vermarktung. „Wir sind eine der größten und werthaltigsten Marken“, erklärte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern am Dienstagabend.

Beim Hamburger SV gab es in der Vorsaison eine Auslastung der Business-Seats von 98 Prozent, aktuell von 95 Prozent. Eine rückläufige Tendenz sieht HSV-Vorstand Katja Kraus nicht: „Wir haben das Problem nicht.“ Beim Stadtrivalen St. Pauli ist das - wie vieles - etwas anders: Während die normalen Plätze praktisch immer weg sind, ist bei den VIPs eigentlich immer noch etwas zu haben.

In anderen kleineren Stadien sind diese Bereich ausgebucht. Hoffenheim hat alle 42 Logen bis einschließlich 2012/13 verkauft. Für die 1500 Business-Plätze gibt es eine Warteliste von 800 Leuten. Im alten Mainzer Bruchwegstadion sind alle VIP-Plätze belegt. Und auch für die im Bau befindliche Coface-Arena sind bereits 23 der 27 Logen vergeben. Allerdings schränkte 05-Präsident Harald Strutz ein wenig ein: „Wir sind zur Zeit sicher nicht repräsentativ für dieses Thema, weil wir großen Erfolg haben. Bei uns boomt es.“

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