Wanted: Schalke-Nummer 1 - Torhüter-Dreikampf

London (dpa) - Auf Schalke könnten sie das blau-weiße Trikot mit der Nummer 1 derzeit kreiseln lassen. Der Revierclub verfügt über drei Torhüter, einen eindeutigen Stammtorwart hat er seit dem Wechsel von Nationalkeeper Manuel Neuer zum Konkurrenten FC Bayern nicht mehr.

Schalke-Trainer Huub Stevens kann zwischen Lars Unnerstall (22 Jahre), Timo Hildebrand (33) und Ralf Fährmann (24) wählen. Im Moment sind alle gesund, können und wollen spielen. Das Problem: Es ist nur Platz für einen Ballfänger. „Ich darf leider nur einen Torwart aufstellen“, stellte Stevens richtig fest.

Segen oder Fluch? Der niederländische Trainer-Haudegen beantwortet die Frage für die Öffentlichkeit eindeutig: „Ich bin froh, drei hervorragende Torhüter zu haben. Sie sind gleich gut“, so der 58-Jährige, ließ aber auch sein „Problem“ anklingen: „Da nur einer auflaufen darf, muss ich jedes Mal zwei enttäuschen. Das ist schwierig für mich und schade für die Spieler.“ Die vermeintlich komfortable Situation mit drei in etwa gleich guten, aber nicht überragenden Torleuten besteht erst wieder seit einigen Tagen. Mittelfristig könnte sie die Unzufriedenheit der jeweils Verschmähten schüren. Ein Risiko, das der Trainer eingehen muss.

Der letzte Rekonvaleszent war Hildebrand, der nach einem Bänderanriss im Sprunggelenk wieder voll fit ist. In der Saisonvorbereitung hatte sich der Routinier im Dreikampf zunächst durchgesetzt. Nach dem durch viele Verletzungen der Protagonisten erzwungenen Wechselspiel in der Vorsaison, als alle paar Partien ein anderer ran musste und sogar Mathias Schober als vierter Keeper gebraucht wurde, stand Hildebrand zum Pflichtspiel-Auftakt im August im DFB-Pokal in Saarbrücken (5:0) und eine Woche später beim Ligastart in Hannover (2:2) zwischen den Pfosten. Unnerstall und Fährmann, dessen Kreuzbandriss im Vorjahr dem damals arbeitslosen Hildebrand erst sein Bundesliga-Comeback auf Schalke ermöglicht hatte, mussten sich gedulden. Aber nicht lange.

Bereits nach dem 1. Spieltag war die Hierarchie Makulatur, als Hildebrand nach einem kuriosen Zusammenprall mit einer Gummipuppe im Training unglücklich landete. Schon im nächsten Heimspiel gegen Augsburg (3:1) lief Unnerstall auf. Fährmann, der die „1“ auf dem Trikot hat, rückte auf die Bank. Weil der 1,98 Meter große Hüne Unnerstall in der Folgezeit nicht immer restlos überzeugte und teilweise von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde, rechneten viele damit, dass „Hilde“ nach seiner Genesung beim BVB spielen würde.

Doch es kam wieder anders als man denkt. „Ich habe mich schon früh für Lars entschieden, auch wenn ich das nicht öffentlich gesagt habe“, verriet Stevens seine Geheimniskrämerei. Auch Unnerstall wusste lange nichts Genaues. „Ich war nicht überrascht, weil es Hinweise gab, aber erfahren habe ich es auch erst am Spieltag“, räumte der beim BVB dann souveräne Unnerstall ein.

Daraus abzuleiten, dass der Jüngste nun seinen Stammplatz hat, wäre ein Trugschluss. Der Konkurrenzkampf bleibt hoch, und Stevens denkt nicht daran, die Profis in Sicherheit zu wiegen: „Timo hat seine Zeit bekommen, um sein altes Niveau wieder zu erreichen. Und auch bei Ralf bin unheimlich froh, dass er wieder zurück ist. Ich entscheide von Spiel zu Spiel. Es geht darum, immer das bestmögliche Team aufzubieten.“ Das gilt umso mehr für die übrigen Positionen. Jeder im großen und ausgeglichenen Kader muss sich seinen Platz in der Schalke-Elf durch Leistung in Training und Spiel verdienen. Stevens wiederholt seine Philosophie mit Nachdruck: „Du brauchst in der Saison alle Spieler im Kader. Deshalb sind auch alle wichtig.“

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