Barça feiert magische Nacht von Berlin

Berlin (dpa) - Bei Lionel Messi verschwand das breite Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, Neymar versteckte seine müden Augen hinter einer Sonnenbrille und Altstar Xavi hielt den Henkelpokal ganz fest.

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Unausgeschlafen, aber überglücklich setzten die Stars des FC Barcelona nach ihrer magischen Nacht von Berlin den Partymarathon am Sonntag fort. Zehntausende Menschen bereiteten dem Champions-League-Sieger einen begeisterten Empfang.

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Die Barca-Stars fuhren mit einem offenen Doppel-Deckerbus in einem Triumphzug durch das Zentrum der katalanischen Metropole. Am Kopfende des Busses waren die drei Trophäen aufgestellt, die die Katalanen mit ihrem „Triple“ in dieser Saison gewonnen hatten: der Pokal für die spanische Meisterschaft, die spanische „Copa del Rey“ (Königspokal) und der Europacup für den Champions-League-Sieg.

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Die Fahrt im offenen Bus führte vom alten Nordbahnhof am Triumphbogen über die Plaça de Catalunya im Herzen der Stadt zum Camp-Nou-Stadion. Große Menschenmassen säumten die Straßen, schwenkten Fahnen und jubelten den Stars um Lionel Messi zu. Im Stadion selbst warteten dann etwa 70 000 Fans auf ihre Helden. Die Spieler wurden bei der Siegesfeier mit einem Feuerwerk empfangen. „Ich danke den Fans für die Unterstützung“, sagte Trainer Luis Enrique. Er ließ offen, ob er auch in der kommenden Saison der Coach der Katalanen sein wird. Von Superstar Messi folgte noch auf der Feier die nächste Kampfansage: „Diese Mannschaft will noch viel erreichen.“

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So erlebte der deutsche Keeper Marc-André ter Stegen nach der beeindruckenden Rückkehr der Katalanen auf Europas Fußball-Thron Momente „für die Ewigkeit“ und Xavi wurde nach seinem letzten Auftritt nostalgisch: „Diese Generation hat Geschichte geschrieben.“

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Mit traumhaft schönem Hochgeschwindigkeits-Fußball hatte Barça ein neues Kapitel aufgeschlagen und zum fünften Mal den Henkelpokal erobert. Schon unmittelbar nach dem berauschenden 3:1 (1:0) gegen Juventus Turin am Samstagabend fiel auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions der Startschuss für eine lange Nacht. Die Sonne war längst wieder aufgegangen, als Nationalverteidiger Gerard Piqué und Lebensgefährtin Shakira am Sonntagmorgen einen Szene-Club in Berlin verließen. Superstar Messi ließ es nicht gar so sehr krachen und war zum Frühstück im Grand Hyatt Hotel wieder fit. An seiner Seite der begehrte Champions-League-Pokal.

Zu der Zeit war der Juve-Tross mit den traurigen Veteranen von 2006 längst wieder in der Heimat in Turin angekommen. Andrea Pirlo vergoss reichlich Tränen und auch Gianluigi Buffon erlebte keine freudige Rückkehr an jenen Ort vergossen, wo sie vor neun Jahren noch mit der Squadra Azzurra triumphiert hatten. „Wir hatten viele schöne Momente. Das ist nun Teil der Enttäuschungen, die es im Sport gibt“, sagte Buffon nach dem sechsten verlorenen Finale der Turiner in der Königsklasse. Und Trainer Massimiliano Allegri gab ehrlich zu: „Es war großartig, was Barcelona geschafft hat.“

Nach vier Jahren - für die erfolgsverwöhnten Barça-Fans eine schier endlose Zeit - ist der Club wieder ganz oben. Entsprechend überschwänglich wurde das zweite Triple der Vereinsgeschichte nach 2009 in der Heimat gefeiert. „Berlin krönt ein unersättliches Barça“, titelte die spanische Zeitung „El País“ und sogar das Real-Madrid-nahe Blatt „Marca“ stellte fest: „Der FC Barcelona ist Europas Fußballkönig dieses Jahrhunderts. Das war das beste Finale der vergangenen 15 Jahre.“

Von einer neuen Ära ist bereits die Rede. Die Frage ist nur, wer die Ansammlung der Hochbegabten weiter führen wird. Trainer Luis Enrique wurde von den Spielern wie einst Pep Guardiola noch im Stadion in die Luft katapultiert, zu einem Ja-Wort für die nächste Saison konnte sich der Trainer trotz laufenden Vertrages bis 2016 aber nicht durchringen. Es werde Entscheidungen zu einem späteren Zeitpunkt geben, sagte der stolze Asturier, der noch im Winter vor dem Rauswurf stand. Mit Superstar Messi soll er sich überworfen haben.

In der Stunde des Erfolges erhielt der Coach Zuspruch seiner Stars. „Er ist unser Trainer. Wir hoffen, dass er bleibt. Es gibt neue Herausforderungen“, sagte Andres Iniesta und Xavi fügte hinzu: „Er ist ein großartiger Trainer und der beste Mann für die nächste Saison.“ Xavi wird dies allerdings nicht mehr miterleben. Der langjährige Taktgeber des Barça-Spiels nahm Abschied nach 24 Jahren und 25 Titeln. Den letzten nahm er nach seinem 151. Auftritt in der Königsklasse auf dem Balkon des Olympiastadions selbst in Empfang.

Ansonsten wird sich das Gesicht der Mannschaft in der nächsten Saison kaum verändern. Kann es auch nicht, schließlich ist der Club von der FIFA noch bis zum Winter mit einem Transferverbot belegt. Bange muss den Fans aber nicht werden, eher den Gegnern. Insbesondere der Wundersturm mit Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar ist eine kaum auszuschaltende Waffe. Das musste auch Juve schmerzlich erfahren. Durch die Treffer von Suárez (68.) und Neymar (90.+7) haben „MSN“ 122 Tore in dieser Saison erzielt und einen Meilenstein gesetzt.

Rekorde, Rekorde, Rekorde - für Barcelona scheinen die Grenzen ohnehin außer Kraft gesetzt zu sein. Für Iniesta war es der vierte Champions-League-Triumph, den er auf dem Rasen miterlebte, womit er zu Rekordmann Clarence Seedorf aufschloss. „Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, was für ein großes Glück ich in meiner Karriere hatte, in diesem Club zu sein und diese Erfolge zu feiern.“

Für ter Stegen war es indes erst der Anfang. Nach einem schwierigen Jahr, in dem er lediglich im Pokal und der Champions League spielen durfte, krönte sich der Ex-Gladbacher mit 23 Jahren zum Champions League-Sieger. So jung hat dies noch kein deutscher Torwart geschafft. Und auch im Finale war auf ter Stegen Verlass. Beim Ausgleich von Alvaro Morata (55.) war er machtlos, nachdem er zuvor mit einem Reflex gegen Carlos Tevez pariert hatte. Der Ausgleichstreffer - Ivan Rakitic hatte Barcelona früh in Führung gebracht (4.) - brachte Barcelona kurzzeitig ins Wanken.

Bis Suárez zuschlug. Jener Suárez, der bei der WM im vergangenen Jahr noch den Italiener Giorgio Chiellini in die Schulter gebissen hatte und bis Ende Oktober gesperrt war. In Barcelona hat der 80-Millionen-Mann sein „Bad Guy“-Image vorerst abgelegt. „Ein Traum“, beschrieb Suárez seine Eindrücke und tauchte ab in die große Partynacht.

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