„König, Killer und Künstler“ nannte die „Welt“ am Dienstag Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar — das südamerikanische Offensiv- Trio, vermeintlich unaufhaltbar, auch für den FC Bayern?

Bei aller Vorliebe für die personalisierte Betrachtung des Fußballs: Am Ende wird man nicht umhin kommen, das Duell sehr viel breiter zu betrachten: Mentalität, Decodierung des jeweils anderen Spielstils, Form und Nervenstärke etwa.

Gehen wir die Punkte ab: die Siegermentalität des deutschen Rekordmeisters ist traditionell gewaltig, Das haben Messi und Barcelona bereits 2013 erfahren. Ergebnis im CL-Halbfinale: 4:0 und 3:0 - für Bayern. Andere Voraussetzungen, wird man sagen. Aber es ist ja mehr: Pep Guardiola kennt wie kein anderer das Spiel der Katalanen — er hat es selbst mitgeprägt. Die Bayern verfügen über eine Nervenstärke mit Akteuren wie Neuer, Boateng, Lahm oder Alonso, die sie auch auf Hochglanzniveau berechnend spielen lässt. Und sie haben im Rückspiel ein Heimspiel, in dem Lewandowski wohl sicher und Ribéry vielleicht wieder wirbeln können. Die Perspektive ist deutlich besser, als sie gemacht wird.

Und Berlin am 6. Juni als CL-Finalstätte ein attraktiver Ersatz für das Endspiel im DFB-Pokal eine Woche zuvor.

Den Bayern gehen am Ende der Saison die Luft und das Personal aus. Kein Robben, kein Ribery, kein Alaba, kein Badstuber: Auf vier solch hochkarätige Spieler kann kein Fußballverein der Welt verzichten, ohne qualitative Einbußen hinzunehmen.

Hinzu kommt, dass mit Thiago, Martinez und Lahm drei Leistungsträger nach ihren langen Verletzungspausen längst nicht ihre Bestform erreicht haben. Zu allem Überfluss ist Lewandowski — wenn überhaupt — schwer gehandicapt dabei. Das reicht nicht gegen den wiedererstarkten FC Barcelona mit seinem Traumsturm.

Bei Barca steht momentan allein die Frage im Raum, wer wie viele Tore schießt. Bei den Bayern eher, wer überhaupt dazu in der Lage ist. Nichts gegen Müller, aber der spielt eine Klasse unter Messi & Co. Götze? Seine großen Momente sind bei den Bayern überschaubar. Dabei sollte er topfit sein, war er in dieser Saison doch von schweren Verletzungen verschont geblieben. Aber die Form, die ihn beim BVB groß gemacht hat, zeigt er bei den Bayern nicht.

Die härteste Arbeit wird wohl ohnehin in der Abwehr zu leisten sein. Und dort ruhen die Hoffnungen vor allem auf Neuer und Boateng — zwei die in jüngster Vergangenheit schwer gepatzt haben.