Ribéry will Doggen zähmen - Bayern spüren etwas Druck

Lille (dpa) - Schon bei der Ankunft auf französischem Boden wurde Franck Ribéry von seinen Landsleuten in enge Manndeckung genommen.

Hier ein Foto, da ein Autogramm - praktisch alles dreht sich beim Champions-League-Gastspiel des FC Bayern beim OSC Lille um den Monsieur aus München, der sich auf die Partie gegen seinen Jugendclub freut. „Es ist schön, wieder hier im Norden zu sein“, sagte Ribéry. Mit der Wiedersehensfreude wird es am Dienstagabend auf dem Fußballplatz aber vorbei sein.

Denn die Münchner Bundesliga-Überflieger müssen im 50 000 Zuschauer fassenden Grand Stade Métropole von Lille erstmals in dieser Saison eine größere Drucksituation bestehen. „Ich spiele meinen Fußball wie immer. Ich bin hier mit dem FC Bayern. Ich will gewinnen“, kündigte Ribéry entschlossen bei der Pressekonferenz im Teamhotel an. Trainer Jupp Heynckes setzt auf „einen doppelt motivierten“ Ribéry.

„Durch die Niederlage in Minsk gegen Borissow haben wir schon etwas Druck jetzt“, bemerkte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge zur Ausgangslage: „Die Mannschaft ist gefragt, hoffentlich einen Sieg einzufahren.“ Der Acht-Siege-Rekordstart in der Bundesliga hilft in der Königsklasse nicht weiter. Das weißrussische Überraschungsteam von Borissow führt die Gruppe F mit sechs Punkten vor dem FC Valencia und den Bayern (je 3) sowie Lille (0) an. „Wir sind gefordert nach einem Sieg und einer Niederlage. Entsprechend werden wir hier auftreten“, sagte Heynckes, der warnte: „Wir müssen schon eine überdurchschnittliche Leistung bringen, um hier zu gewinnen.“

Ribéry, der von 1996 bis 1999 als Jugendlicher das Trikot von „Les Dogues“ (den Doggen) trug, wie der OSC in Frankreich genannt wird, stellt sich auf „harten Widerstand“ ein. Der 29-Jährige brennt darauf, es seinem Ex-Club zu zeigen, denn damals hatte er einige Probleme mit den Verantwortlichen der Jugendakademie von OSC. „Sie wollten mich entlassen, auch, weil ich so klein war“, erzählte Ribéry. Hinzu kamen schulische Probleme. Die OSC-Fans sollen nun einen großen Ribéry erleben, so wie am Samstag beim 5:0 in Düsseldorf. „Wir müssen Druck machen und schnell führen“, bemerkte Ribéry.

Spielfreude wird gefragt sein, passend dazu logieren die Bayern in Lille in einem Hotel mit Casino und Spielhölle im Erdgeschoss. Die Münchner Brust ist breit. „Unsere Mannschaft ist sehr gut drauf“, stellte Rummenigge fest. Heynckes kann personell aus dem Vollen schöpfen, nicht einmal Ausfälle von Topspielern wie Arjen Robben oder Mario Gomez bereiten dem Trainer aktuell Kopfzerbrechen.

Heynckes wird nicht groß rotieren. Der Spanier Javi Martínez könnte mal wieder für Luiz Gustavo ins defensive Mittelfeld rücken. Ersatzspieler Daniel van Buyten musste wegen einer Rippenstauchung in München bleiben. „Wir müssen hundertprozentig konzentriert sein, um zu gewinnen“, mahnte Dante, der auch schon das Trikot des Gegners trug. „Es war eine schwierige Zeit“, sagte der Brasilianer, für den Lille im Alter von 20 Jahren seine erste Station in Europa war.

Die Ausgangsposition spricht klar für die Bayern. Lille hat nicht nur wegen der Niederlagen gegen Borissow (1:3) und in Valencia (0:2) erhebliche Probleme. Mathieu Debuchy, der Ribéry aus der Nationalelf bestens kennt und seinen Landsmann als rechter Verteidiger stoppen sollte, ist gesperrt. Zudem hat sich Innenverteidiger Marko Basa bei seinem Ausgleichstor beim 1:1 in Bordeaux die Nase gebrochen. Er könnte ausfallen wie der schmerzlich vermisste Kapitän Rio Mavuba (Meniskusverletzung).

Am ärgsten vermisst der Tabellenelfte der französischen Liga den zum FC Chelsea gewechselten Belgier Eden Hazard in der Offensive. „Unterschätzen wird keiner Lille“, versicherte Rummenigge trotzdem: „Lille ist eine Mannschaft, die mit Stolz ihre letzte Chance suchen wird.“

Voraussichtliche Aufstellungen:

OSC Lille: Landreau - Béria, Basa, Chedjou, Digne - Balmont, Pedretti, Martin - Kalou, Roux, Payet

FC Bayern München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Badstuber - Martinez, Schweinsteiger - Müller, Kroos, Ribéry - Mandzukic

Schiedsrichter: Atkinson (England)

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