Videokrieg vor „Clásico“ Teil IV: Stimmung gereizt

Madrid (dpa) - Showdown im Camp Nou: Als wären die Verbalattacken von Real-Trainer José Mourinho nicht genug, heizen die Erzrivalen den vierten und letzten Klassiker in zweieinhalb Wochen mit einem Videokrieg an.

Nie zuvor war die Stimmung vor einem „Clásico“ so gereizt wie vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Fußball-Champions-League zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid. Das „Hass-Spiel“ in der vergangenen Woche zeigt immer noch Wirkung. Die „Königlichen“, die das 0:2 aus dem Hinspiel aufholen müssen, machten schon vor der Partie gegen den von der UEFA am Montag angesetzten Referee Frank De Bleeckere mobil.

Der Belgier steht wie der deutsche Wolfgang Stark auf Mourinhos „Schwarzer Liste“. In einem Film auf ihrer Webseite werfen sie dem Belgier vor, den FC Barcelona 2010 im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Mourinhos Inter Mailand bevorteilt zu haben. Der 44-jährige De Bleeckere hatte damals Thiago Motta wegen eines Fouls gegen Sergio Busquets vom Platz gestellt. Der Barça-Profi habe aber nur geschauspielert, so Real. Inter verlor 0:1, kam aber wegen des 3:1 im Hinspiel weiter und holte dann den Titel.

„Es ist zu hoffen, dass De Bleeckere nicht auch in dieser Partie in die Falle tappt“, heißt es in dem Video. Das Madrider Sportblatt „As“ mutmaßte gar, die UEFA habe den Belgier als Strafe für Mourinho nominiert, weil der Coach nach der Schlappe in der vergangenen Woche die Europäische Fußball-Union bezichtigt hatte, aufseiten Barças zu stehen. Nach der Partie wetterte der Portugiese auch gegen Schiedsrichter Stark, der Reals Verteidiger Pepe die Rote Karte gezeigt und Mourinho selbst auf die Tribüne verbannt hatte. Auch der Deutsche sei auf die ständigen Theatereinlagen der Barça-Profis hereingefallen.

In ihrer absurd anmutenden Anzeige gegen die Katalanen fordert Real die UEFA Medienberichten zufolge auf, gleich gegen sieben Barça-Profis wegen vorgetäuschter Fouls und unsportlichen Verhaltens vorzugehen: Alves, Piqué, Mascherano, Busquets, Keita, Pedro und Messi. Eine Strafe wird auch für Trainer Josep Guardiola verlangt, weil dieser die Spieler zur Schauspielerei anhalte.

Barça veröffentlichte seinerseits ein Video, das unter anderem ein schweres Foul von Pepe gegen Weltfußballer Messi und die Erfolge gegen den Erzrivalen in den jüngsten „Clásicos“ zeigt. „Du hast sie leiden und sich freuen sehen, auch in den letzten 90 Minuten werden sie alles geben“, heißt es in dem mit schwermütiger Musik unterlegten Film, den Real Madrid als Provokation wertete.

Die „Königlichen“ haben jedenfalls einen schweren Stand. „Wir sind schon ausgeschieden“, hatte Mourinho nach der 0:2-Heimpleite vergangene Woche eingeräumt. „Real Madrid braucht ein Wunder“, meinte auch die Zeitung „El Mundo“. Der Portugiese muss im Gegensatz zum Hinspiel offensiv spielen lassen. Karim Benzema, Cristiano Ronaldo, der Ex-Bremer Mesut Özil und Angel Di María sind für den Angriff vorgesehen. Der frühere Stuttgarter Sami Khedira ist weiterhin verletzt und wird nicht spielen.

Für den 48-jährigen Coach ist die Partie die bislang größte Bewährungsprobe beim spanischen Rekordmeister. Denn dass er mit Real den Pokal holte, ist angesichts der Brisanz dieses vierten „Clásicos“ schon fast zur Nebensache geworden - zumal den Katalanen der Ligatitel realistisch nicht mehr zu nehmen ist. „Mourinho wird sich als Coach und nicht als Agitator messen lassen müssen“, meinte die Zeitung „El País“. Während des Spiels selbst wird er allerdings nichts ausrichten können, denn er ist gesperrt und muss - unter strengen Sicherheitsvorkehrungen - auf der Tribüne sitzen.

Die Statistik spricht ebenfalls gegen die Madrilenen: In europäischen Wettbewerben hat noch kein Gegner des FC Barcelona ein 0:2 umkehren können. Außerdem können die Blauroten wieder auf zwei ihrer Schlüsselfiguren zählen: Abwehrchef Carles Puyol und Mittelfeld-Genie Andrés Iniesta haben ihre Verletzungen auskuriert. Trainer Guardiola gibt sich aber wie gewohnt zurückhaltend: „Ich habe das Gefühl, dass wir es sehr schwer haben werden. Real Madrid hat schließlich nichts zu verlieren.“

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