Das Tauziehen um Sinan Kurt

Bayern München will das Gladbacher Talent unbedingt. Und legt am Rande des Hamburger Turniers ein neues Angebot vor.

Hamburg. Mitunter entscheidet sich die Zukunft von Fußballern an seltsamen Orten. So wie die von Sinan Kurt. Um die Gunst des gerade volljährig gewordenen Fußballers von Borussia Mönchengladbach buhlen gleich zahlreiche Clubs — der FC Liverpool, der FC Arsenal, der FC Porto und Paris Saint-Germain sollen Interesse bekunden. Das Rennen aber machen wird kein Geringerer als der FC Bayern, der offenbar bereits lange die Fühler nach dem Talent ausgestreckt hat.

Kurt wird schon als „Mini-Reus“ gehandelt - weil Spieltempo, Technik, Übersicht und Torgefährlichkeit stark an Gladbachs einstigen Superstar Marco Reus erinnern. Und den, so hatte Bayerns Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge zuletzt erst betont, werden sie nicht aus Dortmund loseisen. Damit das Klima der Rivalen nicht weiter belastet werde — nach den mit viel Getöse abgewickelten Transfers von Mario Götze 2013 und jetzt von Robert Lewandowski.

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Die Personalie Kurt schwelt seit Wochen zwischen beiden Clubs, die Atmosphäre in den Verhandlungen gilt als frostig. Jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass die Gladbacher den Kampf um Kurt, der bis 2016 vertraglich an Gladbach gebunden ist, endgültig verloren haben.

Am Rande des Telekom-Cups hätte es keinen passenderen Ort geben können, um das Klima zu beschreiben, in dem sich Gladbachs Manager Max Eberl und Bayern Münchens neuer Chefscout Michael Reschke zu weiteren Gesprächen trafen. In der Garage der wuchtigen Arena in Hamburg zwischen den Mannschaftsbussen erhielt Eberl ein neues Papier der Münchener, wie er unserer Zeitung sagte.

„Sie haben ein Angebot unterbreitet, ich hab’s zur Kenntnis genommen. Wie es sich gehört, werden wir darauf antworten“, sagte Eberl. Ob es sich dabei um eine verbesserte Offerte handele, dazu schwieg Gladbachs Sportdirektor.

Drei Millionen Euro wollten die Münchener bisher bezahlen, Gladbachs Forderung liegt unbestätigten Angaben zufolge bei fünf Millionen. Für einen Spieler, der bisher noch kein Profispiel absolviert hat. Gleichwohl weist Kurts Datenblatt beeindruckende Zahlen auf. In der vergangenen Saison erzielte er für die A-Junioren der Borussia in 24 Spielen 16 Tore. In der U 17 bestritt er 52 Spiele und kam auf 31 Tore und 21 Vorlagen.

Wegen der Begehrlichkeiten, die Kurt in der Branche weckt, hatte Eberl ihm frühzeitig einen Profivertrag angeboten. „Er wäre ein wichtiger Kaderspieler bei uns“, sagte Eberl. Kurt aber hat sich anders entschieden. Womöglich schon seit geraumer Zeit. Zu Neujahr postete er auf seiner Facebook-Seite: „Dieses Jahr wird mein Jahr, das kann ich euch versprechen! Ein Traum, ein Ziel — BUNDESLIGA!!!!“

Kurt hat sich in Gladbach mittlerweile nachhaltig ins Abseits gespielt. So lange die Münchener die geforderte Ablöse nicht zahlen, muss er bei der U 23 der Gladbacher trainieren. Ins Trainingslager durfte er ohnehin nicht mit. Und an eine mögliche Vertragserfüllung bis 2016 verschwendet Eberl offenbar auch keinen Gedanken mehr. „Dafür haben wir zu viele junge Spieler, die auf Einsätze hoffen, sich aber mit unserem Club identifizieren. Die haben dann natürlich den Vorzug“, sagte der Sportdirektor am Sonntag.

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