2:1 gegen Bayer: Wolfsburg wendet Pokal-K.o. spät ab

Wolfsburg (dpa) - Wie entfesselt lief Lorenz-Günther Köstner auf den Platz, feierte ausgelassen den Einzug des VfL Wolfsburg in das Viertelfinale des DFB-Pokals.

In seinem möglicherweise letzten Spiel herzte der Interimscoach zunächst Naldo und bedankte sich nach dem 2:1 (0:1) gegen Bayer Leverkusen auch bei den andern Spielern für einen gelungenen Kraftakt. Dank der späten Tore von Christian Träsch (77. Minute) und Bas Dost (90.) sorgten die VfL-Profis vor 10 781 Zuschauern für einen versöhnlichen Jahresausklang, während die Leverkusener fassungslos waren. Die Bayer-Profis hatten die große Chance nach dem Eigentor des Brasilianers Fagner (31.) verschludert.

„Solange ich gebraucht werde und nichts anderes gesagt wird, mache ich das“, sagte der später wieder ruhigere Coach und betonte: „Ich bin ein Übergangstrainer. Ich habe nichts gefordert, und fordere auch heute nichts.“ Wie lange er Profi-Trainer bleibt, weiß er nicht.

Als möglicher Nachfolger war der Name Bernd Schuster in Wolfsburg in aller Munde, doch die Verantwortlichen des VfL hüllten sich in Schweigen. Zu angeblichen Kontakten zum Ex-Coach von Real Madrid wollte sich VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs nicht äußern und antwortete auf die Frage, ob Schuster Trainer des VfL werde: „Das kann ich heute nichts sagen.“ Auf Nachfrage erklärte er: „Wir werden eine Entscheidung treffen, wenn wir sie treffen können.“ Schuster hatte am Dienstagabend als Pokal-Experte in der ARD sein Interesse an einem Trainerjob in der Bundesliga bekräftigt.

Den Spielern des VfL war das alles am Mittwoch egal. Sie feierten. „Wir sind alle sehr froh“, jubelte Dost: „Das ist ein Super-Jahresabschluss.“ Der Niederländer nutzte mit seinem Last-Minute-Treffer einen Fehler von Ömer Toprak, nachdem zuvor Daniel Carvajal mit seiner Nachlässigkeit den Ausgleich des eingewechselten Träsch ermöglicht hatte.

„Wir waren nicht aktiv genug, wir hätten hier klar auf 2:0 spielen müssen“, beklagte Bayer-Kapitän Simon Rolfes die Passivität seines Teams in der zweiten Halbzeit: „Wir haben uns zu sehr darauf verlassen, dass wir das 1:0 irgendwie über die Zeit bringen.“

Auf dem Rasen zeigte Bayer nur in der ersten Halbzeit, dass es aus der 1:3-Niederlage in Wolfsburg im November Lehren gezogen hat. Die Leverkusener stellten dem beim einzigen VfL-Heimsieg der Saison überragenden Spielmacher Diego in Hajime Hosogai einen Spezialbewacher an die Seite, der die Kreise des Brasilianers wirkungsvoll einengte.

Dass sich der Unterhaltungswert in den ersten 45 Minuten arg in Grenzen hielt, lag aber auch am Bundesliga-Zweiten, der in Wolfsburg nicht im Stile einer Spitzenmannschaft auftrat. Von Top-Torjäger Stefan Kießling ging keinerlei Gefahr aus für das Gehäuse von Diego Benaglio. Nach einer halben Stunde Geplänkel sorgte VfL-Abwehrspieler Fagner für den ersten Paukenschlag der Partie, als er eine scharfe Hereingabe von Sebastian Boenisch unhaltbar für seinen Keeper in die kurze Ecke abfälschte.

Nach Wiederbeginn erhöhten die Wolfsburger das Tempo. Die Leverkusener taten hingegen im zweiten Durchgang nur noch wenig für den eigenen Angriff und wurden 13 Minuten vor dem Ende für ihre Passivität das erste Mal bestraft. Als Carvajal nicht entschlossen genug gegen Ivica Olic klärte, traf Träsch von der Strafraumgrenze zum Ausgleich. In letzter Sekunde legte Dost nach und erklärte später: „Ich habe vorher vielleicht fünfmal den Ball berührt, aber dann war ich da.“

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