Respekt vor Underdogs: Favoriten im Pokal gefordert

Düsseldorf (dpa) - Achtung Rutschgefahr! Nicht nur der frühe Wintereinbruch in vielen Teilen Deutschlands gibt den Bundesligisten vor dem nächsten Akt im DFB-Pokal zu denken.

Nach vielen Überraschungen zum Auftakt des Wettbewerbs im August stehen erstmals seit 25 Jahren nur zwölf Clubs aus der Beletage in der zweiten Runde. Hinzu kommen 13 Zweitligisten, vier Drittliga-Vereine und immerhin drei Regionalligisten. Die bisher ernüchternde Bilanz der Favoriten ist Titelverteidiger Dortmund Warnung genug. „Wir tun gut daran, die Partie so anzunehmen wie ein Champions-League-Spiel“, sagte Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan vor dem Duell mit dem VfR Aalen.

Nach dem Schneewalzer drei Tage zuvor in Freiburg (2:0) hofft der BVB auf bessere Bedingungen. Schwierige Platzverhältnisse könnten auch andernorts dazu beitragen, dass die Zahl der Bundesligisten weiter sinkt. „Wenn es nicht schneit, wird es schwer für uns“, kommentierte Karsten Baumann, Trainer von Erzgebirge Aue, mit Blick auf die schwere Aufgabe beim eigentlich spielstärkeren FSV Mainz 05 augenzwinkernd.

Der Zweitligist war einer der Clubs, der beim 3:0 über Frankfurt in Runde eins aufhorchen ließ. Nur selten erging es den Großen im Kampf gegen die Kleinen schlechter. So gelang dem Berliner AK 07 beim 4:0 über 1899 Hoffenheim ein historischer Kantersieg eines Regionalligisten über einen Bundesligisten. Der damalige Doppeltorschütze Metin Cakmak will auch gegen den TSV München 1860 für Schlagzeilen sorgen: „Ich knipse auch die Löwen weg.“

Neben dem Berliner AK 07 und Wormatia Worms geht auch der dritte Regionalligist TSV Havelse am Dienstag als Außenseiter ins Rennen. Doch der Sieg über Nürnberg macht Mut für die Aufgabe gegen den wankenden Zweitligisten VfL Bochum, der sich gerade von Trainer Andreas Bergmann getrennt hat. Der ehemalige Fußball-Profi Andre Breitenreiter, Coach der Norddeutschen und vor 20 Jahren Pokalsieger mit Hannover 96, hofft auf einen weiteren Coup: „An einem Tag ist immer alles möglich.“

Vor allem für die auch im internationalen Wettbewerb geforderten Erstligisten wird der Pokal zu einer besonderen Herausforderung. Denn die Terminhatz der vergangenen Wochen mit englischen Wochen in der Bundesliga, Auftritten in Europa und Reisen der Nationalspieler geht langsam aber sicher an die Substanz. Nicht zuletzt deshalb setzt der FC Schalke 04 für die Partie beim Zweitliga-Aufsteiger SV Sandhausen auf Rotation. „Bei uns wird es den einen oder anderen Wechsel geben“, kündigte Manager Horst Heldt an.

Ähnliche Gedanken macht sich BVB-Trainer Klopp vor der Partie beim Zweitliga-8. aus Aalen. Immerhin kann der Fußball-Lehrer aufgrund der steigenden Temperaturen mit besseren Platzverhältnissen als in Freiburg rechnen. Es gilt als wahrscheinlich, dass er einigen Stars eine Pause gönnt und auf Reservisten wie Felipe Santana oder Ivan Perisic setzt. Dennoch versprach Nationalspieler Gündogan echten BVB-Fußball mit Kampf und Spielkultur: „Wir wollen mit einer Top-Leistung wie gegen Madrid und Freiburg in die nächste Runde einziehen.“

Die Zeiten, in denen der Pokal von den großen Clubs als unattraktiver Zusatzwettbewerb abgetan wurde, sind lange vorbei. Schließlich sind die Einnahmemöglichkeiten immens gestiegen. Allein aus der Zentralvermarktung erhalten die Heimvereine in der 2. Runde 255 216 Euro, die Gastclubs 234 477 Euro. Hinzu kommen die Zuschauereinnahmen. Noch lukrativer wird das einzige Bundesliga-Duell für die Clubs Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach am Mittwoch. Die Live-Übertragung der Partie im Free TV beschert beiden Clubs weitere sechsstellige Erlöse. Im Achtelfinale, das am Sonntag ausgelost wird, winken allen Clubs mindestens weitere 500 000 Euro.

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