Spieler und Fans feiern VfL-Interimscoach Köstner

Wolfsburg (dpa) - Selbst die Stadionmitarbeiterinnen sind völlig baff angesichts der gravierenden Veränderungen beim VfL Wolfsburg nach der Trennung von Alleinherrscher Felix Magath vor einer Woche.

„Der drückt ja jedem einzelnen Spieler“, sagte eine VfL-Angestellte verwundert, als sie Interimscoach und Magath-Nachfolger Lorenz-Günther Köstner nach dem 2:0-Pokalsieg gegen den Zweitligisten FSV Frankfurt lachend und Arm in Arm mit den Spielen sah. Szenen wie diese wären unter Magath, der sich jedem Verdacht von Verbrüderungen mit seinen Profis entzog, undenkbar gewesen.

„Er ist sehr wichtig für uns. Er gibt uns das Selbstvertrauen zurück“, sagte Mittelfeldstar Diego über Köstner. Unter Magath erst ausgemustert, später begnadigt und zuletzt wieder auf die Bank verbannt, schoss Diego gegen den FSV das 1:0 (51. Minute). Es war das zweite Tor des Brasilianers im zweiten Spiel unter Köstner. Unter Magath hatte der Dribbelkünstler in sieben Partien nicht einen Scorerpunkt zustande gebracht. Nach seinem Tor rannte Diego schnurstracks zur Seitenlinie und feierte zusammen mit Köstner.

Der 60 Jahre alte Fußballlehrer scheint eine Art Erlösung für die VfL-Profis zu sein. Nur wenige Tage im Amt gibt sich Köstner demonstrativ als „Anti-Magath“. Spieler werden nach einer Auswechslung wieder abgeklatscht und wenn es sein muss auch in den Arm genommen. Vor dem Spiel durfte das Team wieder das Kino besuchen. Kein Spieler muss mehr Angst haben, einen Fehler zu begehen. „Die Spieler dürfen das“, befand Köstner, der zum ersten Mal in dieser Saison nach dem 4:1 in der Liga in Düsseldorf auch eine unveränderte Startelf aufs Feld schickte.

Auch der Torschütze zum 2:0 (61.) - Bas Dost - ist voll des Lobes für Köstner: „Er ist ein guter Mann. Wir glauben jetzt wieder an das, was wir können.“ Der Niederländer demonstrierte die neue Lockerheit unter Köstner auf ganz eigene Art. „Zweimal gewonnen. Das ist sehr gut. Jetzt noch einmal in Nürnberg am Samstag, dann können wir feiern“, sagte Dost ganz ungeniert. Bei solch einer Aussage unter Magath hätte die Gefahr bestanden, bei den Franken nur auf der Bank oder gar auf der Tribüne zu sitzen. Doch Dost setzte noch einen drauf. „Ein bisschen viel trinken können wir dann. Zehn Bier sind okay“, sagte der Angreifer - ebenfalls im zweiten Spiel in Serie erfolgreich - mit einem breiten Lächeln.

Nicht nur bei den Spielern kommt Köstner an. Das gesamte Spiel war eine Demonstration für den Interimscoach. „Lorenz-Günther Köstner“ hallte es permanent aus der Fankurve. „Das ist schön. Selbstverständlich ist das schön“, bekannte Köstner. „Wenn die Mannschaft sieht, der Trainer ist nicht von gestern, sondern Teil des Teams, dann ist das eine Bestätigung.“

Trotz der Lobeshymnen gilt es intern als unwahrscheinlich, dass Köstner dauerhaft die Wolfsburger Profis übernimmt. VfL-Mutterkonzern Volkswagen verlangt von Köstner, dass der Ex-Profi Wolfsburg bis Weihnachten wieder auf Kurs bringt. Das Ziel Europapokal ist noch lange nicht abgehakt. Möglich, dass in der Winterpause schon ein neuer Coach übernimmt. Weiterhin gilt: Zunächst wird ein Sportdirektor gesucht, der dann einen geeigneten Trainer finden soll.

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