Fotos Die Bundesliga-Saison 2014/15 von A bis Z
A wie Abstauber: Dem Frankfurter Alexander Meier (32) genügten 26 Spiele, um mit 19 Treffern erstmals in seiner 14-jährigen Profikarriere die Torjägerkanone der Bundesliga zu gewinnen. Für seine Art, Tore zu erzielen, hält die Fußballersprache das schöne Wort „Abstauben“ bereit. Soll heißen: Reinigungskraft Meier saugt den Ball im Strafraum förmlich an und drückt ihn per Kopf oder Fuß über die Linie.
B wie Beben: Das Fußball-Beben am 15. April hatte mindestens die Stärke 8,0 auf der oben offenen Huberty-Skala. Jürgen Klopp verkündete seinen Abschied zum Saisonende von Borussia Dortmund. Zu tief war der BVB in der Hinrunde gesunken (Platz 17), zu kräfte- und nervenzehrend die Aufholjagd, die allerdings noch in ein Happy End im Pokal-Finale münden kann. Die spannende Frage nach der Saison: Wird auch aus der Verbindung BVB und Thomas Tuchel „echte Liebe“, wie man in diesem romantisch veranlagten Börsenclub sagt?
C wie Chaos: Bruno Labbadia ist der vierte Trainer in dieser Saison beim Hamburger SV, der mit dem 0:8 in München seine höchste Niederlage in der Bundesliga-Geschichte kassierte und nun zum zweiten Mal in Folge in die Relegation muss. Das hanseatische Chaos will einfach kein Ende nehmen. Bei allem Respekt für den letzten Verein, der seit Gründung der Liga dabei ist: Jetzt reicht es mal.
D wie Doping: Der Sportmediziner Armin Klümper soll in den 1980er Jahren Fußballprofis mit verbotenen Substanzen wie Anabolika versorgt haben. Eine Freiburger Universitätskommission förderte Belege für Lieferungen an den VfB Stuttgart und den SC Freiburg zutage — und geriet über die vorzeitige Veröffentlichung in Streit. Die Folge war eine Welle von Stellungnahmen der deutschen Fußball-Elite mit dem unsinnigen Tenor: „Doping bringt nichts.“ Zur Erinnerung: „In der Bundesliga hat Doping seit langem Tradition.“ Schrieb Toni Schumacher 1987 in seinem Buch „Anpfiff“.
E wie Euphorie: Nirgends ist die Vorfreude auf die kommende Saison größer als in Mönchengladbach. Messi, Neymar und ter Stegen im Borussia-Park? Ja, es ist tatsächlich wahr, Gladbach spielt nach fast 40 Jahren wieder gegen die ganz Großen in Europa. Und was Trainer-Kauz Lucien Favre sagen wird, wissen wir auch schon: „Es wird schwer.“
F wie Fleißkärtchen: Kevin de Bruyne (23) war der Spieler der Saison, technisch überragend, schnell, torgefährlich und ungemein fleißig. Der Belgier spielte beim VfL Wolfsburg fast immer. Seine 22 Torvorlagen sind in der Liga ein neuer Rekord. Die spannende Frage nach der Saison: Wie viele Autos muss VW zusätzlich verkaufen, um den Abgang des Stars zu verhindern?
G wie Gurus: Thomas Müller hat es mit „Ich bin der Müller ohne Wohlfahrt“ in alle Zitate-Sammlungen dieser Saison geschafft. Aber nicht nur ihm, sondern dem ganzen Club Bayern München kehrte Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (72) beleidigt den Rücken. „Mull“, wie der Doc liebevoll bezeichnet wird, kam mit Trainer Pep Guardiola nicht so gut klar. Klassischer Fall von Guru-Überhang.
H wie Hitz, Marwin: Dritter Torwart der Bundesliga-Geschichte, der aus dem Spiel heraus einen Treffer erzielte. Der Schweizer in Diensten des FC Augsburg glich im Februar in der Nachspielzeit zum 2:2 gegen Leverkusen aus. Ähnliches schafften zuvor nur Jens Lehmann und Frank Rost.
I wie Irrsinn: Im Februar machte eine Schreckensmeldung die Runde. 3,5 Milliarden Euro werden die Premier-League-Clubs ab der Saison 2016/17 erhalten, dank der Fernsehrechte. Von diesem Irrsinn ist Deutschland weit entfernt, aber die Folgen des ungesunden Konkurrenzdrucks sind absehbar: Geänderte Anstoßzeiten, höhere Ablösesummen und Gehälter.
J wie Jubiläum: Höchste Zeit, Bayern München zur 25. Deutschen Meisterschaft zu gratulieren. Mit 79 Punkten und einem Torverhältnis von 80:18 war es die sechstbeste Saison, die eine Mannschaft in der Bundesliga jemals gespielt hat. Diesmal war bereits Ende April der Titel unter Dach und Fach. Das ist irgendwie Gift: Anschließend scheiterte der FC Bayern im Halbfinale des DFB-Pokals und der Champions League und verlor in der Liga dreimal in Folge.
K wie Karriere: Die Jugendabteilung des FC Bayern München hat einen neuen Mitarbeiter, den Freigänger Uli Hoeneß. Er soll helfen, dass der Rekordmeister auch im Jugendbereich häufiger Titel gewinnt. Toll: Das erste Jugendkonzept in der Bundesliga mit Knacki-Unterstützung.
L wie Lex VW: Volkswagen ist nun mit drei Oberklassen-Modellen im Fußball unterwegs: Mit dem VfL Wolfsburg, der dem Autokonzern zu 100 Prozent gehört, mit dem von der VW-Tochter Audi fürstlich, aber in unbekannter Höhe gepamperten Aufsteiger FC Ingolstadt und - dank eines Acht-Prozent-Anteils - auch mit dem FC Bayern München. Eigentlich wäre eine solche Mehrfachbeteiligung nach einer im März verabschiedeten Regel der Deutschen Fußball Liga (DFL) verboten, doch - Überraschung, Überraschung: Bestehende Verträge wurden ausgenommen.
M wie Maler-Anzüge: Kölner Fans umgingen das Vermummungsverbot beim Derby in Gladbach, indem sie als Anstreicher verkleidet in den Borussia-Park kamen. War ja Karneval. Nach dem Spiel stürmten einige in den Innenraum, standen ratlos herum wie Anstreicher im Rohbau. Doch es gab auch wilde Jagd-Szenen und Prügeleien. Der 1. FC Köln schloss die Ultragruppe Boyz aus, und Dortmunder Ultra-Freunde solidarisierten sich mit dem dämlichsten Transparent der Saison: „Je suis Boyz Köln“.
N wie Nullsummenspiel: Im eigenen Stadion hatten die FC-Fans lange Zeit weniger Spaß. Ganze vier Tore schossen die Geißböcke in der Hinrunde vor heimischem Publikum. Insgesamt spielte Köln neunmal 0:0 - Bundesliga-Rekord. Vor allem die stabile Defensive sorgte jedoch in diesem Nullsummenspiel für etwas, das richtig Spaß machte: dem Klassenerhalt.
O wie Ostwestfalen: Dank des 83-Meter-Tors von Moritz Stoppelkamp wird der SC Paderborn nach seinem engagierten Debütjahr in der Bundesliga in Erinnerung bleiben. Sorry, aber sonst?
P wie Polizeikosten: Der Senat der Hansestadt Bremen ist vorgeprescht und hat der DFL die erste Rechnung für Polizeikosten bei einem "Risikospiel" (gegen den HSV) präsentiert. Es geht um rund 300.000 Euro. Die DFL will nicht zahlen. Die Folge in dem Grundsatzstreit dürfte ein jahrelanger Rechtsstreit sein. Das darf man sich auch mal was kosten lassen.
Q wie Qual: Roberto di Matteo ist in Schaffhausen in der deutschsprachigen Schweiz als Kind italienischer Eltern geboren und aufgewachsen. Dass er gut Deutsch spricht, ist nicht verwunderlich — außer für ZDF-Reporter Boris Büchler, der di Matteo (und uns Zuschauer) mit einem Kompliment für dessen Deutschkenntnisse irritierte. Nun arbeitete Roberto di Matteo aber beim FC Schalke 04, wo sich Malocher-Romantik und Wurstfabrikanten-Geist kreuzen. Das war dann wohl zuviel Fremdsprache. Am Ende qualifizierte sich Schalke unter Pfiffen für die Europa League. Womit bewiesen wäre, dass „Qualifikation“ von „Qual“ kommt.
R wie Retter: Viktor Skripnik führte Werder Bremen beinahe noch in die Europa League, Pal Dardai mauerte mit Hertha BSC gerade so den Klassenerhalt dabei, Huub Stevens schaute mal wieder erfolgreich beim VfB Stuttgart vorbei, aber das Unwahrscheinlichste gelang Michael Frontzeck: Er küsste die bereits mausetoten Hannoveraner gerade noch rechtzeitig wach.
R wie Retter: Viktor Skripnik führte Werder Bremen beinahe noch in die Europa League, Pal Dardai mauerte mit Hertha BSC gerade so den Klassenerhalt dabei, Huub Stevens schaute mal wieder erfolgreich beim VfB Stuttgart vorbei, aber das Unwahrscheinlichste gelang Michael Frontzeck: Er küsste die bereits mausetoten Hannoveraner gerade noch rechtzeitig wach.
T wie Trauer: Der VfL Wolfsburg und die Fußball-Bundesliga verlor ein hoffnungsvolles Talent: Im Januar starb der belgische Junioren-Nationalspieler Junior Malanda (20) auf der Rückbank eines Autos, das auf der A2 bei Porta Westfalica von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum schleuderte.
U wie Umfaller: Jerome Boateng hatte die Argentinier um Lionel Messi im WM-Finale gewaltig genervt. Doch im Halbfinale der Champions League fiel Bayern-Profi Boateng einfach um, als Barcelona-Star Messi auf ihn zu gedribbelt kam. Das sah echt blöd aus, Boateng sank wie ein tapsiger Riese zu Boden. Doch die Häme war ungerecht: Im Vergleich mit all den müden oder verletzten Weltmeistern war der Bayern-Verteidiger gewohnt zuverlässig auf den Beinen. Meistens jedenfalls.
V wie Vollgas: Bayer Leverkusen frönt unter Trainer Roger Schmidt dem Vollgas-Fußball, bisweilen ohne Rücksicht auf (Ball-)Verluste und Gegentore. Macht Spaß, aber nicht immer: Das 4:5 gegen Wolfsburg war das spektakulärste Spiel der Saison.
W wie Weissagung: „Erst wenn der letzte Stadionname verscherbelt, der letzte Grashalm an einen Investor verkauft und auch der letzte Traditionsverein von einem Konzern geschluckt ist, werdet ihr merken, dass Geld keine Tore schießt.“ Weissagung des 1. FC Cree, gerade erneut widerlegt, weil sich die Liga-Größen VfB Stuttgart und Hannover 96 am letzten Spieltag gerettet haben — und die Underdogs SC Paderborn und SC Freiburg abgestiegen sind. Und gleichzeitig bestätigt, weil das eigentlich Unmögliche geschehen ist: Der SV Darmstadt 98 schafft mit Mini-Etat und marodem Stadion den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga. Fast zu schön, um wahr zu sein.
X wie Xhaka, Granit: Den Schweizer Nationalspieler hier zu berücksichtigen, macht nicht nur Sinn, weil damit der elende Buchstabe X abgedeckt ist. Xhaka (22) hat sich im dritten Jahr bei Borussia Mönchengladbach endgültig zum Schlüsselspieler aufgeschwungen. Und, noch eine gute Nachricht: Er hat seinen Vertrag verlängert. Die schlechte: Gladbach hat mit dem Hitzkopf einen sicheren Kandidaten für die nächsten Platzverweise.
Y wie Yogi: Bei der verzweifelten Suche nach einem einigermaßen sinnvollen Eintrag beim noch elenderen Buchstaben Ypsilon stößt man im Lexikon auf „Yogi vgl. Jogi“. Leider erwies sich „Jogi“ aber "schon au bei högschder Konzentration aaabsolut" nur als „Name indischer Büßer“.
Z wie Zitat der Saison: „Vielleicht sind das die Laufwege.“ "Dittsche" alias Olli Dittrich über die Tätowierungen bei Fußballprofis.