Dortmund holt überraschenden Punkt gegen Wolfsburg

Fast wäre dem Krisenklub gegen den Tabellenzweiten sogar ein Dreier gelungen.

BVB-Trainer Jürgen Klopp musste am Mittwoch mit einem Punkt zufrieden sein.

BVB-Trainer Jürgen Klopp musste am Mittwoch mit einem Punkt zufrieden sein.

Foto: dpa

Dortmund. In schwierigen Zeiten kann man auch schon mal auf eine lieb gewonnene Tradition verzichten. Immer vor dem letzten BVB-Heimspiel des Jahres, kurz vor den Festtagen also, trällern die „Sonnenkinder“ schon seit Jahren im Mittelkreis diverse Weihnachtslieder. Ganz oben auf der Hitliste des Selmer Kinderchors steht im Normalfall „O Du Fröhliche“ Vor dem 2:2 (1:1)-Remis des krisengeschüttelten Gastgebers Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg hätte das in der Tat nicht zur höchst schwierigen Situation gepasst. Also verzichtete der Chorleiter idealerweise darauf, ordnete stattdessen „Jingle Bells“ an. Kling Glöckchen heißt das übersetzt. Eine klare Aufforderung, Tore zu schießen.

Vielleicht hatte das beschwingte Liedchen in Verbindung mit der Video-Botschaft von Geschäftsführer Aki Watzke („Einmal Borusse, immer Borusse — in guten wie in schlechten Zeiten“) unmittelbar vor dem Anpfiff nicht nur die Fans im ausverkauften Fußballtempel erreicht, sondern auch die Mannschaft. Sie jedenfalls legte trotz der immensen Anspannung fulminant los. Übrigens mit dem zuletzt verbannten Kevin Großkreutz in der Anfangsformation.

Und belohnte sich mit einem frühen Führungstreffer. Der war nicht nur schön, sondern auch wunderbar herausgespielt. Ciro Immobile, eigentlich eher fürs Toremachen verpflichtet, flankte von der linken Seite auf Pierre-Emerick Aubameyang. Der brachte das Leder fast akrobatisch über die Linie (8.). Ein Traumstart, der aber noch nicht gleichbedeutend mit traumwandlerischer Sicherheit war. Wie auch?

Der Tabellenzweite zeigte sich jedenfalls nicht beeindruckt und nahm die Fäden des Handelns schnell mal in die Hand. Für den Ausgleich brauchten die „Wölfe“ allerdings trotz guter Ballstafetten eine Standardsituation. Beim 1:1 von Kevin de Bruyne (29.) stand Torhüter Mitch Langerak unfreiwillig Pate. Er sah bei dem Freistoß nicht gut aus, den der enorm lauf- und spielstarke Belgier ins Torwarteck hob. Wieder klingelte das Fußballglöckchen. Aus Dortmunder Sicht aber auf der falschen Seite.

Obwohl die Partie bis zur Halbzeit ausgeglichen war, musste der BVB führen. Unbedingt sogar. Immobile scheiterte freistehend an Schlussmann Diego Benaglio (37.). Viele solcher Situationen gibt es gegen eine Spitzenmannschaft wie Wolfsburg nicht.

Auf der anderen Seite scheiterte Vierinha gleich nach dem Seitenwechsel an Langerak — ebenfalls blank stehend (48.). Jetzt wurde es ein offener Schlagabtausch. Dramatisch. Rassig. Unglaublich spannend. Mal mit dem BVB vor der Führung, mal mit dem VfL. Für wen würde das nächste Glöckchen klingeln?

Die Antwort: für Dortmund. Weil Ciro Immobile mit der Eigensinnigkeit eines südländischen Torjägers abschloss. Statt auf den startenden Pierre-Emerick Aubameyang abzulegen, schloss er selbst ab. Überragend (76.)! Damit krönte der Italiener eine ganz starke Leistung. Sodass hinterher in Dortmund fast alle wieder fröhlich gewesen wären. Hätte nicht Naldo noch per Kopf zum 2:2 ausgeglichen (85.). Ein Superspiel von beiden Teams. Man darf gespannt sein, was die Sonnenkinder im nächsten Jahr singen…

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