Löw spricht Draxler auf die Mailbox: „Im EM-Kader“

Gelsenkirchen (dpa) - Den Schalker Jungstar Julian Draxler hatte außer Bundestrainer Joachim Löw keiner auf der Kandidatenliste.

„Er ist ein Spieler mit enorm viel Potenzial, Stärken im Eins-gegen-Eins und einer sehr guten Spielintelligenz“, nannte Löw am Montag die Gründe für die Berufung des 18 Jahre alten Mittelfeldspielers in den erweiterten Kader für die Fußball-EM in Polen und der Ukraine. Sie ist so überraschend wie die Nominierungen von David Odonkor für die WM 2006 und Marko Marin für die EM 2008.

Aus heiterem Himmel kam die Botschaft auch für Draxler selbst. In der großen Schulpause hörte der Abiturient seine Mailbox ab und traute dem Gehörten erst nicht. „Du stehst im erweiterten EM-Kader“, hinterließ Löw. „Die Nominierung kam für mich völlig unerwartet. Das ist eine große Ehre für mich. Natürlich werde ich mein Bestes geben“, sagte der Schalker Perspektivspieler.

„Ich freue mich sehr, dass Julian dabei ist. Diese Erfahrung wird neu für ihn sein, das muss er mitnehmen“, sagte sein Cheftrainer Huub Stevens über die Nominierung von Draxler, der bisher kein A-Länderspiel bestritten hat. Stevens: „Er kann in den nächsten Tagen sehr viel lernen.“ Für den ehemaligen Schalker Olaf Thon, Weltmeister von 1990 , ist die Draxler-Berufung ein Zeichen für die Zukunft: „Julian hat es verdient.“ Bis zum 29. Mai muss Löw entscheiden, ob Draxler auch zum endgültigen EM-Kader gehören wird.

Die Karriere des Jungprofis, der bei Schalke einen Vertrag bis 2014 hat, läuft damit weiter in rasanter Geschwindigkeit. Als viertjüngster Bundesliga-Debütant gab er im Alter von 17 Jahren und 117 Tagen am 15. Januar 2011 seinen Einstand. In der soeben beendeten Saison bestritt er 30 Bundesligaspiele, obwohl er an der Gesamtschule Berger Feld, die fast direkt an der Schalker Arena liegt, nebenbei für das Abitur büffelt.

„In dieser Saison haben wir Julian teilweise bewusst geschont, wenn wir gemerkt haben, dass er als junger Spieler eine Pause braucht“, berichtete Stevens. „Das hat sich ausgezahlt, denn derzeit ist er frisch und ausgeruht.“

Draxler selbst empfindet sich auch im Fußball noch als Lernender. „Ich bin noch nicht so weit wie Götze oder Reus“, sagte er einmal. Das weiß auch Löw. „Julian hat noch nicht diese Konstanz, er hat schulische Verpflichtungen, und er könnte ja noch in einem U-Team spielen“, meinte Löw. Draxler und Stevens hatte er erst am Montagmorgen telefonisch über sein Vorhaben informiert. „Er wird durch die Nominierung einen weiteren Schub bekommen“, glaubt Löw.

„Das ist eine tolle Nachricht und eine Auszeichnung für den FC Schalke 04“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt. „Für Julian ist die Nominierung eine großartige Sache“, meinte er.

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