Ronaldo trotzig - Portugal denkt nur an Deutschland

Lissabon (dpa) - Cristiano Ronaldo war sauer: Nach der schwachen Nullnummer seiner Portugiesen im EM-Testspiel gegen Fußball-Zwerg Mazedonien und dem Pfeifkonzert der eigenen Fans wollte der Megastar keine Kritik mehr hören.

„So schlecht waren wir nicht, wir hatten kein Glück. Und der Gegner hat doch mit zwei Autobussen vor dem Tor gespielt“, schimpfte der 27-Jährige über die extrem defensive Einstellung der Gäste. Und überhaupt sei das 0:0 vor eigenem Publikum in Leiria kein Maßstab: „Nur das erste EM-Spiel gegen Deutschland zählt“, sagte der Real-Madrid-Stürmer trotzig.

Die portugiesischen Medien sahen es ganz anders: „Das war Schneckentempo“, titelte die Zeitung „Jornal de Noticias“, während das Massenblatt „Correio da Manha“ ein „totales Durcheinander“ auf dem Feld des Estádio Magalhães Pessoa ausmachte. „Gegen den 98. der Weltrangliste ist Portugal nicht ein einziges Tor gelungen“, bemängelte „Jornal de Noticias“. „Wir hätten natürlich gern besser gespielt und gewonnen, aber unser Spiel war zu langsam und ungenau“, räumte Trainer Paulo Bento ein. Der Coach gelobte aber Besserung und versicherte: „Wir lassen uns nicht deprimieren“.

Die mit allen Stars angetretenen Portugiesen waren zwar vor rund 21 000 Zuschauer über die gesamte Partie das dominierende Team, hatten aber nur wenige richtige Torchancen. Die „Lusos“ versuchten den dichten Abwehrriegel der Mazedonier mit 21 Weitschüssen zu knacken. Doch das Rezept ging nicht auf: Ronaldo, Nani, João Moutinho, Miguel Veloso und der in der 72. Minute für Ronaldo eingewechselte Ex-Bremer Hugo Almeida verfehlten entweder das Tor oder scheiterten am sicheren Schlussmann Martin Bogatinov.

Mit etwas mehr Glück hätten die vom Waliser John Toshack gecoachten Gäste sogar die Sensation schaffen können. Mazedonien-Idol Goran Pandev vom SSC Neapel (16.) sowie Besart Ibraimi (55.) schossen jeweils knapp am Tor vorbei, in der 58. Minute köpfte Vance Sikov völlig freistehend den Ball über die Latte. So klare Chancen hatte Portugal nicht. Die Fans quittierten die Vorstellung der Portugiesen in der zweiten Halbzeit und auch nach dem Schluss mit Pfiffen.

Dem Testspiel-Wochenende gewannen portugiesische Medien aber doch noch Positives ab. Portugal habe immerhin als einziges Team der Gruppe B nicht verloren, hob nicht nur die Zeitung „Público“ hervor. Deutschland sei beim 3:5 gegen die Schweiz „gedemütigt“ worden. Und auch die Dänen gegen die Olympia-Elf Brasiliens (1:3) und die Niederlande (1:2 gegen Bulgarien) hätten schlechter ausgesehen.

Ronaldo & Co. treffen in der EM-Vorrunde am 9. Juni zunächst auf Deutschland, danach auf Dänemark (13. Juni) und die Niederlande (17. Juni). Das zweite und letzte Testspiel vor der EM bestreitet Portugal am kommenden Samstag in Lissabon gegen die Türkei. Aber wie sein Superstar Ronaldo nimmt auch Coach Bento vor allem die DFB-Elf ins Visier: „Logisch, dass die Fans nach dem 0:0 besorgt sind. Aber zum Spiel gegen Deutschland werden wir unsere Bestform erreichen.“

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