Borussias Doppelschlag gegen die Angst

Mönchengladbach (dpa) - Der Sportdirektor verärgert, der Matchwinner verhalten - eine rauschende Europapokal-Nacht sieht anders aus. Nach dem vorzeitigen Einzug von Borussia Mönchengladbach in die nächste Runde der Europa League ließ Max Eberl erst mal mächtig Dampf ab.

„So wie wir heute gespielt haben, hat mich schon sehr geärgert. Es war pure Angst, die da mitgespielt hat“, befand Borussias Sportdirektor nach dem 2:0 (0:0)-Erfolg gegen Zyperns Meister AEL Limassol. Eine unglaublich schwache Leistung wurde erst durch die zwei späten Tore von „Joker“ Igor de Camargo (79./90.+1) überdeckt, bis dahin hallten viele Pfiffe durch den gut gefüllten Borussia-Park.

Und der Mann des Abends, der erst in der 74. Minute eingewechselt wurde, zeigte auch seine Unzufriedenheit über seine Joker-Rolle. „Ich bin hier, um meine Arbeit zu machen. Aber auf der Bank kann ich nicht so viel machen“, sagte de Camargo nach seinem Doppel-Schlag. „Heute habe ich gezeigt, dass ich da bin. Der Trainer weiß, was ich kann“, meinte Gladbachs Mann für die wichtigen Tore.

„Er hat ja maßgeblichen Anteil daran, dass wir überhaupt in Europa spielen“, meinte Eberl. De Camargo hatte schließlich im Mai 2011 mit seinem Treffer im Relegations-Heimspiel gegen den VfL Bochum den Grundstein zum Klassenverbleib und damit für die überragende vergangene Saison gelegt. Sein Status im Team ist unumstritten, auch wenn zuletzt Mike Hanke im Sturm erste Wahl war.

„Es ist enorm wichtig, wenn so ein Spieler von der Bank kommt und unbekümmert ins Spiel geht“, sagte Eberl. De Camargo weiß um seinen Stellenwert und dementierte Abwanderungsgerüchte. „Ich bin glücklich bei Borussia. Viele Leute haben mich gern. Das ist schön“, sagte der belgische Nationalspieler.

Mit dem vorzeitigen Einzug in die K.o.-Runde hat der Club seine Saisonbilanz mächtig aufpoliert. „Das ist toll fürs Renommee, wenn wir am 20. Dezember im Lostopf noch dabei sind. Und finanziell ist es attraktiv, weil wir ein weiteres Heimspiel haben“, meinte der Gladbacher Sportdirektor. International ist die Borussia eine große Zugnummer. Mit 44 000 Zuschauern hat der Club den besten Schnitt aller 48 Europa-League-Starter. 2,3 Millionen Euro an Startgeld und Prämien haben die Gladbacher bislang eingespielt. Mit Zuschauereinnahmen und TV-Übertragung sowie der nächsten Runde dürfte der Verein mehr als fünf Millionen Euro eingespielt haben.

In der Runde der letzten 32 genießt der Bundesligist am 14. Februar (Rückspiel 21. Februar) zunächst Heimrecht und trifft dabei auf einen Gruppenersten oder einen der vier besten Gruppendritten aus der Champions League. Damit droht der Elf von Lucien Favre ein starker Gegner wie eventuell der FC Chelsea, Titelverteidiger Atletico Madrid oder Benfica Lissabon. Für Trainer Favre kein Grund, Trübsal zu blasen: „Wir sind durch und das ist für Borussia eine großartige Sache.“

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