Flaschenwürfe nach Hannovers größtem Erfolg

Lüttich (dpa) - Die gute Laune bei Hannover 96 hält sich nach dem Einzug in die nächste Europa-League-Runde in überschaubaren Grenzen: Das Team spielte schwach und kassierte in Lüttich die erste Niederlage.

Zudem hatten ein paar Fans Ärger mit der Polizei.

Nach Hannovers größtem Erfolg seit 19 Jahren flogen Flaschen. Zwei Wasserwerfer fuhren auf dem Busparkplatz des Maurice-Dufrasne-Stadion vor, die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Diese unnötige wie unschöne Auseinandersetzung zwischen einigen 96-Fans und den belgischen Beamten war nicht besonders intensiv, sie passte aber trotzdem zu einem merkwürdigen Fußball-Abend: Der Bundesligist hatte vorzeitig und erstmalig die K.o.-Runde der Europa League erreicht - doch die Stimmung war gründlich verdorben.

Fröhliche Gesichter waren nicht zu sehen, die erhoffte Party fiel aus. Die erste Niederlage im siebten Europa-League-Spiel, vor allem aber die Art und Weise des 0:2 (0:1) bei Standard Lüttich hatte Spielern, Fans und Verantwortlichen beim Pokalsieger von 1992 zugesetzt. Hannover 96, das war auch in Belgien nicht zu übersehen, schlittert weiter in eine spielerische Krise hinein.

„Man muss auch mal zufrieden sein mit dem, was man hat“, sagte 96-Profi Jan Schlaudraff und versuchte, den Erfolg mit ukrainischer Hilfe von Worskla Poltawa richtig einzuordnen: „Wenn uns das vor zwei Jahren einer erzählt hätte, dann wären alle ausgeflippt.“ So verzichteten die Hannoveraner auf großen Jubel, denn das frühzeitige Weiterkommen im europäischen Wettbewerb gelang nur durch das gleichzeitige 1:1 von Poltawa gegen Kopenhagen.

„Ich persönlich freue mich noch nicht so sehr, weil ich nicht einverstanden bin mit unserem Spiel in der zweiten Halbzeit“, kommentierte 96-Trainer Mirko Slomka. Er gab sich keine Mühe, seine schlechte Laune nach den Standard-Treffern durch Mohammed Tchite (25. Minute) und Gohi Bi Cyriac (58.) zu verbergen.

„Das Zweikampfverhalten war unterirdisch, das geht natürlich nicht“, kritisierte Slomka. „Gefehlt hat uns das Durchsetzungsvermögen im Sechzehner und drumherum.“ Die fehlende Präzision beim Passspiel gehört seit einigen Wochen zu den größten Problemen. Es ist daher nicht beruhigend, dass es im letzten Gruppenspiel am 15. Dezember daheim gegen Poltawa um nichts mehr geht, da Standard Lüttich bereits als Tabellenführer feststeht. Denn schließlich schwächelt Hannover besonders in der Bundesliga, holte aus den zurückliegenden vier Spielen nur zwei Punkte.

Während die Spieler in einem feinen Schlosshotel am Stadtrand von Lüttich das schwache Spiel noch einmal Revue passieren ließen, mussten einige Fans die Nacht zum Donnerstag in einer Arrestzelle verbringen. „50 Rowdys sind aus dem Stadion rausgekommen, haben die Polizei provoziert und angegriffen“, berichtete der Einsatzleiter. „Wir mussten Wasserwerfer einsetzen.“ Zudem sprühten die Beamten Reizgas und setzten Schlagstöcke ein. Vier Hannoveraner wurden festgenommen. Verletzte bei Polizei oder Fans habe es nicht gegeben, teilten die Behörden am Donnerstag mit.

96-Anhänger klagten über das harte Vorgehen der Polizei, der Einsatzleiter sagte dazu: „Es ist in Belgien so, dass wir eher einen Wasserwerfer einsetzen als einen verletzten Kollegen zu haben. Einige Fans waren einzig darauf aus, die Polizei zu provozieren.“

Der Einsatzleiter sah sich auch bestätigt, dass die Stadtverwaltung im Vorfeld restriktive Auflagen erlassen, einen Sonderzug untersagt und das Tragen von Fan-Utensilien in der Innenstadt verboten hatte. „Ich stelle mir das auf unserem Weihnachtsmarkt vor“, sagte der Einsatzleiter der Polizei zu den Auseinandersetzungen: „Das wäre kein schönes Schauspiel gewesen.“

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