Sousa: Vom Dortmund-Helden zum Trainer von Maccabi

Frankfurt/Main (dpa) - Paulo Sousa sieht immer noch so aus, als könne der frühere Champions-League-Held von Borussia Dortmund im Europacup eine Halbzeit lang mitspielen. Mit schmalem Gesicht und leicht ergrautem Haar spricht der 43-Jährige über seinen neuen Trainer-Job bei Maccabi Tel Aviv.

Sousa ist mit dem israelischen Meister Europa-League-Gegner von Eintracht Frankfurt. „Natürlich habe ich viel von dem Ehrgeiz aus meiner Spielerzeit mit in den Beruf als Trainer genommen“, sagt er. Und das heißt bei ihm: „Ich hoffe, dass ich auch als Trainer mal bei einem Verein arbeiten werde, der die Champions League gewinnen kann. Aber ich bin glücklich bei Maccabi. Seit ich 15 bin, bin ich dem Fußball verbunden. Und ich bin dankbar dafür, dass das immer noch so ist.“

In den 90ern war der Portugiese einer der teuersten Fußballer der Welt. Er spielte für Benfica Lissabon, Juventus Turin und Inter Mailand. Mit Borussia Dortmund holte er 2007 die Champions League.

„Was Ilkay Gündogan für die heutige Mannschaft ist, war Paulo Sousa für uns: der Stratege“, sagte sein damaliger Teamkollege Lars Ricken einmal der „Süddeutschen Zeitung“. „Wenn ich gegen ihn einen Sprint über 100 Meter gemacht habe, habe ich ihm 40 Meter abgenommen. Aber wenn ich mit dem Ball vor ihm stand, kam ich nicht an ihm vorbei. Paulo hat immer gewusst, was passieren wird.“

Umso mehr fällt nun auf: Die schillernde Spielerkarriere des Portugiesen steht in einem scharfen Kontrast zu den eher peripheren Stationen seines bisherigen Trainerlebens. Das begann für Sousa in der rustikalen zweiten englischen Liga bei den Queens Park Rangers, in Swansea und in Leicester, wo Strategen, wie er es früher einmal war, gern schon in den ersten Minuten umgeholzt werden. Danach ging es zu Videoton Szekesfehervar in Ungarn und weiter zu Maccabi, dem Club mit den meisten Titeln und Fans in Israel.

Die Zeiten haben sich geändert im Fußball. Niemand glaubt mehr ernsthaft, dass ein erfolgreicher Trainer auch mal ein erfolgreicher Spieler gewesen sein muss. Der Aufstieg der Jürgen Klopps und José Mourinhos hat es den vielen Ex-Nationalspielern dieser Welt schwer gemacht. Auch Lothar Matthäus hat einen Teil seiner kurzatmigen Trainerkarriere in ungarischen und israelischen Stadien zugebracht.

Bei Sousa aber, heißt es in Tel Aviv, lese man aus seiner Arbeit ganz genau den Einfluss früherer Lehrmeister wie Ottmar Hitzfeld und Marcello Lippi heraus. Kaum angekommen in Israel, trieb er seinen Profis erst einmal den schwungvollen Spielstil seines spanischen Vorgängers Oscar Garcia aus. Unter ihm spielt Maccabi abgeklärt und gut organisiert, in den ersten sechs Meisterschafts-Spielen dieser Saison hat der Tabellenführer noch kein einziges Gegentor kassiert.

In der israelischen Liga ist Sousa der einzige ausländische Trainer, Jordi Cruyff (der Sohn von Johan Cruyff) der einzige hauptamtliche Sportdirektor und Maccabi-Besitzer Mitchell Goldhar der mit Abstand reichste Clubchef. Der frühere Dortmunder spricht sehr überlegt und auch sehr einnehmend über seinen Job. Von dem eher divenhaften Image, das ihm noch zu seiner BVB-Zeit anhing, ist nichts mehr übrig. „Für mich gibt es keine großen oder kleinen Clubs, sondern nur gute oder nicht so gute Projekte“, sagt Sousa. Angeblich hat er vor kurzem ein Angebot erhalten. Noch nicht aus Dortmund oder Mailand, aber immerhin für die ungarische Nationalelf.

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