Drastische Dopingstrafe für Nordkorea: WM-Aus 2015

Zürich (dpa) - Historische Strafe für Nordkoreas Fußball-Frauen: Nach dem skurrilen Dopingskandal mit fünf positiven Fällen bei der vergangenen WM hat der Weltverband FIFA die Asiatinnen von der nächsten Weltmeisterschaft ausgeschlossen.

„Das ist ein beispielloser Fall“, sagte ein FIFA-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage nach einer Sitzung der Disziplinarkommission in Zürich. Die Spielerinnen waren diesen Sommer während der WM in Deutschland positiv auf verbotene Steroide getestet worden - vier von ihnen wurden für 18 Monate gesperrt, Song Jong Sun darf 14 Monate lang an keinen Spielen teilnehmen. Und die WM 2015 in Kanada findet ohne Nordkorea statt.

Der nationale Verband muss zudem eine Geldstrafe in Höhe von 400 000 US-Dollar zahlen. Diese Summe hatten die Asiatinnen als Preisgeld für das Vorrunden-Aus beim Weltturnier 2011 kassiert. Die Ärztin der Nordkoreanerinnen, Nam Jong Ae, wurde sechs Jahre lang „für jegliche Fußballtätigkeit“ gesperrt. Einen möglichen Rauswurf Nordkoreas aus der FIFA sprach das Gremium hingegen nicht aus.

Nachdem zuvor bei zwei Spielerinnen unerlaubte Substanzen im Urin gefunden worden waren, musste das komplette Team nach dem letzten WM-Vorrundenspiel gegen Kolumbien bei einer „zielgerichteten Fahndung“ zur Dopingkontrolle antreten. Dabei wurden drei weitere Akteurinnen überführt. Danach reiste die Delegation in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zurück in die Heimat.

Neben dem Ausmaß der Dopingaffäre hatte auch die Begründung der Nordkoreanerinnen für die positiven Tests während der WM für Aufsehen und Verwunderung gesorgt: Am 8. Juni wurden nach Angaben der Teamführung im Trainingslager in den heimischen Bergen neun Spielerinnen vom Blitz getroffen. In der Folgezeit habe der WM-Teilnehmer die Betroffenen laut damaliger Aussagen des Medizinischen Direktors der FIFA, Jiri Dvorak, mit einer traditionellen chinesischen Medizin behandelt.

„Es ist ein Drüsenextrakt von einem Hirsch, der in der Region von Sibirien, Nepal, Mongolei bis Korea lebt“, sagte der tschechische Mediziner Mitte Juli. „Er heißt auf Deutsch Moschushirsch.“ Die Analytiker in Köln und Dresden fanden sowohl in den Urinproben der überführten Fußballerinnen als auch in den Drüsenextrakten 14 verschiedene Steroide, davon stehen vier auf der Verbotsliste.

Nach dem ernüchternd frühen WM-Ende ohne Sieg und Tor sowie dem erstmaligen Abrutschen in der Weltrangliste aus den Top Ten auf Rang zwölf erlebt der Frauenfußball in Nordkorea damit den nächsten heftigen Rückschlag. In Torhüterin Hong Myong Hui sowie den beiden Verteidigerin Ri Un Hyang und Jong Pok Sim wurden drei Stammkräfte der WM für 18 Monate gesperrt, zudem entzog die FIFA der Verteidigerin Ho Un Byol ebenfalls für anderthalb Jahre die Spielberechtigung.

Nach einem weiteren Dopingfall der WM schloss der Weltverband die kolumbianische Torfrau Yineth Varon für zwei Jahre aus. In ihrer Probe war ein von der Norm abweichendes Analyseergebnis festgestellt worden, die Südamerikanerinnen erklärten dieses mit einer Hormonbehandlung.

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