Unermüdliches Japan im Glück

Zwei Mal im Rückstand und doch nie aufgegeben. Die USA verlieren das Elfmeter-Drama von Frankfurt.

Frankfurt. Am Ende standen sie im Konfettiregen und reckten die begehrteste Trophäe des Frauenfußballs in den kühlen Frankfurter Nachthimmel. Ungläubiges Staunen begleitete Japans Fußballerinnen. Sie waren gerade Weltmeisterinnen geworden, zum ersten Mal überhaupt.

Am Ende von drei verrückten Wochen in Deutschland. Verrückt vor allem, weil der Weltmeister Japan heißt. Saki Kumagai traf um 23.21 Uhr den entscheidenden Elfmeter, nachdem drei Amerikanerinnen an Ayumi Kaihori gescheitert waren. 5:3 gewann Japan gegen die USA nach Elfmeterschießen.

„Abby is the bomb“ stand auf einem großen Plakat auf den Zuschauerrängen in Frankfurt. Die „Bombe“ zündete Abby Wambach, dieses gewaltige Athletik-Wunder des Frauenfußballs, in der 104. Minute. Verlängerung, die WM musste noch warten auf ihren neuen Titelträger. In die Flanke von Alex Morgan hielt Wambach schlicht ihren Schädel, von dem der Ball mit Wucht ins Tor prallte.

Sie musste nicht hochsteigen, sie musste nicht einmal eine lästige Japanerin abschütteln. Das Tor gehörte Wambach ganz allein. Wie eine letzte Ehrerbietung. 2:1 — der Sieg? Mitnichten. Die japanische Spielführerin Homare Sawa gab einen letzten Beweis, wie zäh dieser Gegner, ihre Mannschaft sein kann. Und erzielte den 2:2-Ausgleich, als niemand mehr damit gerechnet hatte. Elfmeterschießen. Der Rest war ein kleines Fußball-Wunder. Ein Sieg des Willens.

Schon alles, was vorher geschah, war irgendwie kurios. 45 Minuten hatte Wambachs Tor-Vorbereiterin Morgan auf der Bank geschmort. Dann war der Moment des weiblichen Jungstars gekommen. Erst traf sie den Pfosten, dann entwischte sie der Japanerin Saki Kumagai nach einem Steilpass und zielte ins rechte, untere Eck. 1:0 für die USA (69.), es klang wie eine Erlösung und zugleich eine Entscheidung.

Zu überlegen diktierten die USA bis dahin das Finale. Doch es kam alles ganz anders, und irgendwie musste man damit rechnen, weil es selten normal läuft, wenn Japan dabei ist — Deutschland, Verlierer im Viertelfinale, lässt grüßen.

In der 81. Minute nutzte Aya Miyama bei einem der seltenen Offensivausflüge ihres Teams einen katastrophalen Abwehrschnitzer von Alex Krieger zum Ausgleich. 1:1, die dreiwöchige WM ging in die Verlängerung.

Bei allem Wissen der jeweiligen Gegner um die körperlichen Nachteile der kleingewachsenen Asiatinnen hatte die Auswahl von Norio Sasaki die Größenverhältnisse bislang gegen jeden auf den Kopf gestellt — und bestätigte das auch am Sonntag in Frankfurt. Als zäher Gegner. Und am Ende als Weltmeister des Frauenfußballs. Deutschland ist gegen den Titelträger ausgeschieden. Ein letzter Trost am Ende eines Fußballfestes.

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