Kanada 2015 Frankreichs Nationaltrainer ist ein Überzeugungstäter

Der französische Nationaltrainer Bergeroo möchte gegen Deutschland die Fehler der Männer vermeiden.

Montreal. Eigentlich braucht man Frédéric Aubert nur bei der Arbeit zu beobachten, um das große Potenzial des französischen Frauenfußballs zu erahnen. Diese besondere Mischung aus Eleganz, Kraft und Beweglichkeit kommt schon im Aufwärmprogramm unter Anleitung des Athletiktrainers zur Aufführung. Viele Jahre hat der bald 60-Jährige die besten Rugbyspieler des Landes gestählt, auch die Basketballerinnen folgten seiner Lehre. Aubert gilt als Mitbringsel des vor zwei Jahr installierten Nationaltrainers Philippe Bergeroo.

Nacheinander hatten Frankreichs Fußballerinnen wichtige Spiele — Halbfinale und Spiel um Platz drei bei der WM 2011 in Deutschland, Halbfinale und Spiel um Bronze bei den Olympischen Spielen 2012 in London, Viertelfinale bei der EM 2013 in Schweden — unter Anleitung von Bruno Bini, dem großen Motor des französischen Frauenfußballs, verloren. Und jeder sah: Da schlummerte noch ganz viel Potenzial. Deshalb erinnerte sich der Französische Fußballverband FFF an seinen einst so loyalen Ersatztorhüter, der ja schon mal mitbekommen hat, wie eine Equipe ein Turnier gewinnt. Und wie nicht. Denn Bergeroo, der in 558 Erstligaspielen zwischen den Pfosten stand, begleitete als Ersatztorwart jene Generation um Michel Platini, die 1984 die EM im eigenen Land gewann. Und zwei Jahre später, wie diese Spieler ein WM-Halbfinale gegen Deutschland in den Sand setzten.

Genau daran, an das typische Laissez-faire seiner Landsleute, erinnert der 61-Jährige jetzt vor dem Viertelfinale dieser Frauen-WM. „Wir hatten im Viertelfinale in Mexiko gerade Brasilien entzaubert, und dann haben alle schon ans Finale gedacht“, erzählt Bergeroo, „am Ende hatten wir 0:2 gegen Deutschland verloren.“ Er tritt vor seinen Spielerinnen als väterlicher Überzeugungstäter auf. Der Geist, glaubt der ergraute 1,91-Meter-Mann, werde im frankophonen Montreal entscheiden.

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