#titeltraum Saskia Bartusiak und Annike Krahn sind irgendwie unzertrennlich

Pünktlich zur WM ist das EM-Gespann Saskia Bartusiak und Annike Krahn als innerer Verteidigungsriegel wieder vereint / Lackmustest am Donnerstag gegen Norwegen

#titeltraum: Saskia Bartusiak und Annike Krahn sind irgendwie unzertrennlich
Foto: Carmen Jaspersen

Ottawa. Von blindem Verständnis würden die beiden nicht sprechen. Dafür sind sie viel zu bescheiden. Aber sobald es um sportliche Betätigung geht, braucht es bisweilen nur einen kurzen Blickkontakt, dass die eine der anderen zur Seite springt. Saskia Bartusiak und Annike Krahn, das räumen sie auf Nachfrage immerhin ein, kennen und schätzen sich. Und weichen deshalb selten voneinander.

Saskia Bartusiak spricht während einer Pressekonferenz in Ottawa mit einem Journalisten.

Saskia Bartusiak spricht während einer Pressekonferenz in Ottawa mit einem Journalisten.

Foto: Carmen Jaspersen

Insofern war es fast verwunderlich, dass bei der Regenerationseinheit auf eigens angemieteten Fahrrädern sich die beiden Innenverteidigerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft nicht nebeneinander abgestrampelt haben.

Auf den speziell für Jogger, Skater oder Radfahrer angelegten Asphaltbändern am wunderschönen Rideau Kanal, dem UNESCO-Weltkulturerbe von Ottawa, haben die Fußballerinnen die Beine wieder locker gemacht, denn mit dem zweiten WM-Gruppenspiel gegen Norwegen folgt am Donnerstag (22 Uhr MESZ/live ARD) bereits der Lackmustest. Speziell für das zentrale Abwehrduo, auf die mit Ada Hegerberg und Isabell Herlovsen zwei Weltklassestürmerinnen zukommen.

„Wir wissen schon, dass der Gegner vorne sehr gut besetzt, sehr schnell, sehr torgefährlich ist“, sagt Bartusiak, die gebürtige Frankfurterin, die seit der Generalprobe gegen die Schweiz (3:1) und dem Scheibenschießen gegen die Elfenbeinküste (10:0) mit der aus Bochum stammenden Krahn verteidigt. Wie einst bei der EM 2013, als der zentrale Abwehrblock bei drei 1:0-Erfolgen in der K.-o.-Runde gegen Italien, Schweden und eben im Finale Norwegen komplett dichthielt, zumal in letzter Instanz bekanntlich auch an Nationaltorhüterin Nadine Angerer kein Vorbeikommen war.

Dass nun genau dieses Trio auf dem kanadischen Kunstrasen zusammensteht, ist so selbstverständlich nicht. Zwar erlebte die 29-jährige Krahn eine Saison mit Höhen und Tiefen bei Paris St. Germain (gab kürzlich ihren Wechsel zu Bayer Leverkusen bekannt), doch ihre drei Jahre ältere Kollegin Bartusiak (verlängerte gerade ihren Vertrag beim 1. FFC Frankfurt bis 2016) durchlitt eine schier ewiges Tal. Einem Riss des hinteren Kreuzbandes im linken Knie am 1. Juni 2014 folgte eine zehnmonatige Ausfallzeit, doch dass sie schon im Frühjahr ihre Reha beim Algarve Cup der DFB-Auswahl erledigte, war mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl. Bundestrainerin Silvia Neid wollte partout auf „eine der am meisten unterschätzten deutschen Nationalspielerinnen“ (O-Ton Angerer) nicht verzichten.

Genau wie die resolute Krahn (118 Länderspiele) ist die bodenständige Bartusiak (81) eine, die viel lieber nach innen als nach außen wirkt. Mit Taten statt Worten. Und damit als Führungsspielerin anders vorgeht als etwa Kapitänin Angerer, die dazu in ihrer Biografie schreibt: „Manchmal treten wir gegenüber der Mannschaft bei Ansprachen oder Diskussionen als eingespieltes Duo auf, ich bin dann der ‚bad cop‘, sie der ‚good cop‘.“

Die menschlichen Qualitäten stehen also außer Frage, der fußballerische Nachweis ist erst noch zu erbringen, ob das Dreigestirn in der Gegenwart so harmoniert wie in der Vergangenheit. „Ich hatte eine ganz schwere Verletzung und musste vieles neu erlernen“, gibt Bartusiak zu, „und ich musste mir alles selbst erarbeiten, um meine Rolle hier wieder zu erhalten.“ Dass sie dabei die alte und neue Partnerin antrifft, hilft ungemein.

Übrigens: Ein gemeinsames Zimmer haben Bartusiak und Krahn im Teamhotel am Parliament Hill nicht bezogen. Bei Bartusiak ist traditionell ihre Vereinskollegin Simone Laudehr einquartiert, bei Krahn nächtigt seit jeher Melanie Behringer. Man will ja die Zusammenarbeit nicht gefährden, indem man sich auf den Geist geht. Deshalb wohl auch der Sicherheitsabstand auf dem Bike.

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