Alle DFB-Spielerinnen fit - „Vorfreude riesengroß“

Växjö (dpa) - Die Playstation im deutschen Mannschaftsquartier „Elite Park Hotel“ ist nicht das Ding von Routinier Nadine Angerer. Die 34 Jahre alte Spielführerin und Doppelweltmeisterin schaut lieber zu, wenn sich „die Kleinen“ in der eigens für die Spielerinnen eingerichteten Lounge austoben.

„Ich habe Natze noch nie dort gesehen. Sie spielt lieber Tischtennis“, berichtete Lena Lotzen bei der EM-Auftaktpressekonferenz des deutschen Teams im „Konserthus“ von Växjo.

Für die 19 Jahre alte Stürmerin von Bayern München ist wie für fünf, sechs andere Teamkolleginnen ihrer Generation die Playstation die beliebteste Ablenkung vor dem Auftaktmatch in der kleinen Öster Arena an diesem Donnerstag gegen die Niederlande. Auch wenn die Interessenlagen der deutschen Kickerinnen in punkto sinnvoller Freizeitgestaltung sehr unterschiedlich sind - als Spielführerin und erfahrenste Akteurin ist Angerer Dreh- und Angelpunkt der Truppe - Playstation hin oder her.

„Die Älteren helfen uns Jüngeren sehr viel“, betonte Lotzen. An „Natze“ Angerer bewundere sie besonders deren Lockerheit. „Sie ist ja sehr erfahren, hat viele große Turniere gespielt und gibt uns bei aller Konzentration auch das Gefühl, dass es noch was anderes gibt als Fußball.“ Wenn der Eindruck nicht täuscht, ist der Teamgedanke nach vierwöchiger Vorbereitung und drei EM-Lehrgängen sehr weit entwickelt. Weiter als er es bei der katastrophalen Heim-WM vor zwei Jahren je war. Optisch wird dies auch dokumentiert durch ein rotes Armband, das alle im rund 40-köpfigen DFB-Tross tragen. Auf einem kleinen silbernen Schildchen ist die Aufschrift „Laganda 008“ eingraviert.

Laganda ist Schwedisch und heißt Teamgeist, die 008 steht für den achten Titel, den die seit 20 Jahren bei EM-Spielen ungeschlagenen deutschen Frauen beim insgesamt elften kontinentalen Wettbewerb gewinnen wollen. Das ist das Ziel, darin sind sich alle einig, über die Altersgrenzen hinweg. „Das Armband soll uns zusammenschweißen. Wenn wir es anschauen, können wir uns immer daran erinnern“, erläuterte Lotzen das kleine Geheimnis, das nun keines mehr ist.

Die wichtigsten Botschaften von Co-Trainerin Ulrike Ballweg zwei Tage vor dem ersten Match lassen hoffen: „Alle Spielerinnen sind gesund und einsatzfähig. Die Vorfreude ist riesig. Von uns aus kann die EM losgehen.“ Die Assistentin von Bundestrainerin Silvia Neid erklärte, dass man das Training in den vergangenen Tagen vom Umfang her wie geplant stark reduziert habe. „Kurz und intensiv“, lautet die Zauberformel: „Denn wir wollen, dass die Spielerinnen am Donnerstag gegen die Niederlande total ausgeruht und heiß auf den Ball sind.“

In einem Punkt widersprachen sich die Protagonisten, was wiederum auch am unterschiedlichen Alter liegen könnte. Während Ex-Nationalspielerin und Teammanagerin Doris Fitschen (44) selbst im DFB-Trainingsanzug unbehelligt durch die Einkaufszone der 60 000-Einwohner-Stadt in Südschweden schlendern kann, sieht es bei Angerer schon anders aus. Was einerseits mit ihrem internationalen Bekanntheitsgrad und andererseits auch damit zu tun hat, dass die Torhüterin im Jahr 2008 eine Saison für Djurgården Damfotboll in Schweden gespielt hat.

„Wenn ich hier durch die Stadt gehe, werde ich häufig erkannt und angesprochen, meist auf Englisch oder Deutsch. Aber ich verstehe auch noch etwas Schwedisch“, sagte Angerer, die trotz ihrer Erfahrung eine gewisse Anspannung nicht verhehlt: „Ich bin schon ein wenig aufgeregt“, gestand sie. Und darin unterscheidet sich die 34-Jährige dann doch nicht von der 19-Jährigen.

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