VfL: „ohne Druck und zum Genießen“ nach London

Köln (dpa) - Zwei Titel in acht Tagen, aber die ganz große Party wollen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg erst in ein paar Tagen feiern. Als der deutsche Meister in Köln auch das DFB-Pokal-Finale gegen Turbine Potsdam mit 3:2 (1:0) gewonnen hatte, war Zurückhaltung angesagt.

„Wir werden schön essen und vielleicht ein Bier trinken, mehr nicht“, kündigte VfL-Mittelfeldspielerin Anna Blässe an. Nach ihren ersten beiden Titeln in der Clubhistorie träumen die VfL-Frauen nun vom Triple: Am Donnerstag folgt an der Londoner Stamford Bridge das Champions-League-Finale.

„Erst haben wir die Endspiel-Woche, dann die Feier-Woche“, sagte Wolfsburgs sportlicher Leiter Thomas Röttgermann. „Schon nach der Meisterschaft haben wir uns eine Woche nur auf den Pokal fokussiert. Das machen wir jetzt nochmal“, so Röttgermann. Denn am Donnerstag geht es gegen Olympique Lyon, den Champions-League-Sieger der vergangenen beiden Jahre. „Wir sind sicherlich nicht Favorit. Aber das waren wir im Pokalfinale ja auch nicht“, meinte Martina Müller, die gegen Potsdam die ersten beiden Tore erzielte (45./52. Minute). Zur scheinbar beruhigenden 3:0-Führung traf vor 14 269 Zuschauern die Ex-Potsdamerin Conny Pohlers (55.).

VfL-Trainer Ralf Kellermann dämpfte nach der spannenden Schlussphase die Erwartungen für das nächste Finale und betonte: „Da fahren wir ohne Druck und zum Genießen hin.“ Erst am Tag nach dem Pokalerfolg wollte er die Spielerinnen auf Lyon vorbereiten. „Vorher genießen wir den Pokal“, lautete seine Vorgabe. Ein Feierverbot gab es nicht. „Es gibt keine Verbote, die Mannschaft ist diszipliniert genug. Es schlägt keiner über die Stränge“, sagte Kellermann.

Unmittelbar nach dem Abpiff am Sonntag freute sich der Trainer auf dem Rasen des Kölner Stadions auch nur still. Abseits des Trubels drehte er einsam seine Runden und wischte sich mit der Hand über die Augen. Turbine-Trainer Bernd Schröder plauderte unterdessen trotz der dritten Potsdamer Pokalfinal-Niederlage nach 2009 und 2011 mit Bundespräsident Joachim Gauck.

Das Thema war das Endspiel, dass der Bundespräsident hinterher im ARD-Interview als „etwas viel Kampf und Krampf“ bezeichnete. Auch Schröder war enttäuscht. Weniger vom Spielgeschehen, mehr vom Resultat. Zwar kämpfte sich seine Elf in einer turbulenten zweiten Hälfte durch die Tore von Lisa Evans (60.) und Yuki Ogimi (62./Foulelfmeter) auf 2:3 heran - zu mehr reichte es aber nicht. Für VfL-Stürmerin Pohlers war es fast zu viel Aufregung. „Mein altes Herz hätte es fast nicht mehr mitgemacht“, scherzte sie.

„Hätte das Spiel zehn Minuten länger gedauert, dann wären wir in die Verlängerung gegangen. Das wäre spannend geworden, da bin ich mir sicher. Aber jetzt können wir die Verlängerung nur noch am Abend bei einem Glas Wein durchspielen“, sagte Schröder, der aber auch noch zahlreiche Konterchancen des Gegners sah. Die Wolfsburgerinnen waren froh, dass „es nur 90 Minuten dauerte und wir Kraft für London sparen konnten“, sagte Mitteldfelspielerin Blässe. Dann könnte auch Stürmerin Alexandra Popp, die im Pokal wegen eines Außenbandrisses fehlte, zurückkehren. „Der Daumen zeigt nach oben“, sagte Popp.

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