Ajax im Meisterrausch - de Boer trotzt Querelen

Amsterdam (dpa) - Ajax Amsterdam bleibt das Nonplusultra im niederländischen Fußball. Der Club verdankt die erneute Meisterschaft vor allem einem Mann - Trainer Frank de Boer. Trotz internen Streits brachte er Ajax aus scheinbar aussichtsloser Situation wieder auf Kurs.

Die Jubelarien in den Vereinsfarben Rot und Weiß vor mehr als 50 000 Fans in der heimischen Arena genoss de Boer sichtlich. „Der Titel aus der vergangenen Saison hat sich schon unvergesslich angefühlt. Aber diese Meisterschaft ist noch mal etwas ganz besonderes“, sagte der Trainer nach der Titelverteidigung. Für den niederländischen Traditionsverein war es bereits die 31. Meisterschaft - für de Boer ein Meilenstein in seiner Karriere.

Das 2:0 gegen VVV-Venlo vor heimischem Publikum brachte Ajax in der Eredivisie uneinholbar in Front. Einen Spieltag vor Saisonende liegt der Club mit sechs Punkten vor dem hartnäckigsten Verfolger Feyenoord Rotterdam. Regisseur Siem de Jong hatte den Erfolg mit einem Doppelpack (8./59. Minute) perfekt gemacht.

Die Meisterschaft ist ein großes Verdienst von de Boer. Monatelang hatte in der Club-Führung ein Machtkampf zwischen den einstigen Ajax-Größen Louis van Gaal und Johan Cruyff getobt. Cruyff zog sogar vor Gericht, um die Berufung des ehemaligen FC Bayern-Trainers als Sportdirektor zu verhindern. Die Mannschaft blieb von den Querelen nicht unberührt - und auch de Boer belastete die Situation.

„Ich hatte das Gefühl, als müsste ich mich zwischen einem Sohn und einer Tochter entscheiden“, beschrieb der frühere niederländische Nationalverteidiger in dem Magazin „Voetbal International“ seine Gefühle. Im Februar war der Zwist aber weitgehend ausgestanden.

Ausdauer und Coolness waren für Ajax denn auch in dieser Saison der Schlüssel zum Erfolg. Nach dem 20. Spieltag lag die Truppe von de Boer als Sechster noch acht Zähler hinter Spitzenreiter PSV Eindhoven - die Titelverteidigung schien fast passé. Doch die neue Ruhe im Club und das Vertrauen in ein starkes Kollektiv um Spielmacher de Jong (13 Treffer), Stürmer Miralem Sulejmani (11) und Mittelfeldarbeiter Theo Janssen (8) führte zu 13 Siegen in Serie.

Für de Boer ist es die zweite Meisterschaft als Trainer mit Ajax, seitdem er Ende 2010 den früheren HSV-Coach Martin Jol abgelöst hatte. Damit tritt der 41-Jährige auch in die Fußstapfen seines früheren Coaches van Gaal. Denn letztmals war dem „Feierbiest“ 1995 die Titelverteidigung als Ajax-Trainer gelungen. In jenem Jahr gewann Ajax auch seinen letzten großen internationalen Titel: Die Champions League mit van Gaal auf der Bank und de Boer als Kapitän. Auf höhere Weihen setzt de Boer auch kommende Saison.

Der Ajax-Coach erhielt für seine Arbeit großes Lob. „Trotz all der Querelen ist Frank ruhiggeblieben. Er hat sie nie als Ausrede benutzt und alles von seinen Spielern ferngehalten“, sagte Feyenoord-Trainer Ronald Koeman. „Dafür hat er sich ein großes Kompliment verdient.“ Und auch Cruyff schrieb artig in seiner Kolumne für „De Telegraaf“: „Ich möchte allen bei Ajax herzlich gratulieren.“

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