Barça-Krise lässt Spanien jubeln und zittern

Barcelona (dpa) - In der Fußball-Hochburg läuten die Alarmglocken. Nach dem 0:1 bei Athletic Bilbao, der ersten Saisonpleite des spanischen Meisters FC Barcelona in der Primera División, wird am Montjuic bereits die Arbeit von Neutrainer Gerardo Martino infrage gestellt.

„Das Projekt von Martino wackelt“, titelte die Zeitung „El Economista“. Das in Barcelona erscheinende Blatt „Sport“ schimpfte unterdessen groß auf Seite eins: „Das ist nicht unser Barça!“.

Nachdem Xavi, Neymar & Co. in der Champions League bei Ajax Amsterdam erstmals in der Saison den Kürzeren gezogen hatten, war die Schlappe in Bilbao der zweite Rückschlag innerhalb weniger Tage für die in den jüngeren Jahren oft als die „Unbesiegbaren“ gefürchteten Katalanen. Dass das Team vor der ersten Doppel-Niederlage seit dem vergangenem Februar immerhin in 20 Pflichtspielen ungeschlagen geblieben war, dass Weltfußballer Lionel Messi seit November fehlt und auch andere Leistungsträger wie Torwart Víctor Valdes, Jordi Alba und Dani Alves verletzt sind, lassen die Kritiker nicht als mildernde Umstände gelten.

Als Trost dient auch nicht, dass Barcelona nach 15 Runden dank der besseren Tordifferenz die Tabellenspitze vor Atlético Madrid (je 40 Punkte) verteidigen konnte und zudem mit 53 Spieltagen in Folge als Liga-Leader einen 25 Jahre alten Rekord von Erzrivale Real Madrid egalisieren konnte. Die Tatsache, dass der Tabellendritte Real selbst ohne den angeschlagenen Megastar Cristiano Ronaldo immer besser in Fahrt kommt und nach dem 4:0-Heimsieg über Valladolid nur noch drei Punkte Rückstand hat, drückt den „Blaugranas“ zusätzlich aufs Gemüt.

Die katalanische Zeitung „Mundo Deportivo“ kritisierte, das Team von Martino habe vor 35 000 Zuschauern im San Mamés in Bilbao nicht nur vorne und hinten schlecht gespielt und kaum aufs Tor geschossen, sondern sich auch „psychologisch schwach“ präsentiert. Auch „Sport“ sah „eine Elf voller Zweifel“, die in der zweiten Hälfte nicht eine einzige Torchance gehabt habe. Martino widersprach: „Wir haben heute eine der besten ersten Halbzeiten der Saison gespielt.“ Das Gegentor durch Iker Muniain in der 71. Minute habe der Mannschaft aber das Genick gebrochen.

In Spanien wird bereits das Ende einer Ära, der Tod des „Tiki-Taka“-Kurzpass-Fußballs prophezeit. Die Zeitung „Marca“, so etwas wie ein Hausblatt von Real, jubelte in Riesenlettern: „Barcelona verlöscht“.

Doch die Barca-Gegner frohlocken nicht nur. Denn die Schwäche der Katalanen könnten der spanischen Nationalelf bei der WM 2014 in Brasilien die Titelverteidigung kosten. Vor allem die beiden Mittelfeld-„Motoren“ der „La Roja“, die alternden Andrés Iniesta (29) und Xavi (33), kommen aus ihrem Formtief nicht heraus. Beide wurden am Sonntag ausgewechselt. Aber auch Gerard Piqué, Cesc Fàbregas und Pedro sind zuletzt Schatten ihrer selbst. Nur Busquets hielt in Bilbao dagegen.

„Das Tiki-Taka steckt in der Krise. Nach Messis Rückkehr wird Barça wahrscheinlich besser werden, aber das hilft der Nationalelf nicht“, schrieb das Portal „Información.es“ schon vor der Pleite in Bilbao. Einen Titelverteidigung Spaniens könne man nicht erwarten.

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