Klinsmann über Zwanziger: „Das ist nicht meine Art“

Frankfurt/Main (dpa) - Für Jürgen Klinsmann ist ein Kommentar zur Autobiografie von Theo Zwanziger pure „Energieverschwendung“. Dem früheren Fußball-Bundestrainer und heutigen Coach des US-Teams kommen die Worte in Frankfurt/Main mit einem Lächeln über die Lippen.

„Es ist halt so, dass manche Leute gerne über andere reden und urteilen“, sagte der 48-Jährige schulterzuckend. „Das ist nicht meine Art.“ Der ehemalige DFB-Präsident Zwanziger hatte in seinem Buch starke Zweifel an Klinsmann nach der 1:4-Niederlage gegen Italien im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006 eingeräumt und sogar eine Trennung während der WM nicht ausgeschlossen. „Da gibt's von mir nur ein Schmunzeln“, sagte Klinsmann. „Was soll ich das kommentieren? Das ist es mir nicht wert. Ich hatte zwei tolle Jahre mit der Nationalmannschaft.“

Bei einer Entlassung Klinsmanns, so Zwanzigers Plan, hätte der damalige Sportdirektor Matthias Sammer die Nationalmannschaft übernehmen sollen. Das schreibt der Funktionär in „Die Zwanziger Jahre“. Die Konstellation nach dem Italien-Spiel sei keine einfache gewesen, sagte Klinsmann jetzt im Rückblick. Und ihm sei auch klar gewesen, dass er den Job losgeworden wäre, wenn die WM kein Erfolg gewesen wäre. Die DFB-Auswahl belegte bei dem Heimturnier damals den dritten Platz. Zwanziger hatte in dem Buch und in Interviews der vergangenen Tage auch gegen seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach und Bayern-Präsident Uli Hoeneß ausgeteilt.

Die Kritik an seinem Nachfolger Joachim Löw nach dem 4:4 im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden kann Klinsmann „von außen betrachtet schwer nachvollziehen“. Was die DFB-Auswahl in der ersten Halbzeit zelebriert habe, sei „schon hohe Kunst“, sagte er. Gleichwohl kann der Ex-Bundestrainer den immer wiederkehrenden Ruf in Deutschland nach einem Titel nachvollziehen: „Ganz zum Schluss brauchst du doch einen Titel. Um das i-Tüpfelchen draufzusetzen, brauchst du einen Europameister- oder Weltmeistertitel.“

Die öffentliche Debatte, die Zwanziger mit seinem Buch ausgelöst hat, amüsiert Klinsmann eher. Der Weltmeister von 1990 findet in seiner neuen Heimat im Fußball eine ganz andere Medienlandschaft vor: Ein einziger Journalist begleitet das US-Team beim Länderspiel gegen Russland am Mittwoch in Krasnodar. Auf dem Weg dorthin versammelte Klinsmann seine Spieler in Frankfurt/Main. „Wir haben noch Platz in der Maschine“, scherzte der Schwabe bei einer Presserunde in einem Flughafenhotel mit den Medienvertretern.

Aus der Bundesliga sind Jermaine Jones (FC Schalke), die beiden Hoffenheimer Fabian Johnson und Daniel Williams sowie Timothy Chandler (1. FC Nürnberg) dabei, dazu kommt vom Zweitligisten FC St. Pauli Joseph-Claude Gyau. Mit einem 3:1-Heimerfolg gegen Guatemala haben sich die Amerikaner als Sieger der Staffel A für die Sechser-Endrunde des CONCACAF-Verbandes qualifiziert.

Auf dem Weg zur WM nach Brasilien 2014 geht es nun im Februar nach Honduras. In der Sechser-Gruppe mit Mexiko, Panama, Honduras, Costa Rica und Jamaika qualifizieren sich drei Mannschaften direkt für die WM, eine muss in die Playoffs. „Die Auswärtsspiele sind prekär. Da gibt's auf die Socken“, prophezeite Klinsmann.

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