Radau bei Real nach Ancelotti-Rausschmiss: Dank von Kroos

Madrid (dpa) - Aufstand im Fußball-Königshaus: Nach dem Rausschmiss von Trainer Carlo Ancelotti macht sich bei Real Madrid große Unruhe breit.

Radau bei Real nach Ancelotti-Rausschmiss: Dank von Kroos
Foto: dpa

Dafür sorgten unter anderem auch die bisherigen Schützlinge des Italieners, die sich ein letztes Mal demonstrativ vor dem auch bei Fans und Medien beliebten Coach verneigten. „Gracias Mister“, schrieb Weltmeister Toni Kroos bei Twitter. Noch weiter ging Mittelfeldkollege Luka Modric, der vom Sportblatt „As“ mit den Worten zitiert wurde, Ancelotti sei „der ideale Trainer für Real Madrid.“ Medien sprachen von einer „kleinen Revolte“.

Kritik gab es nicht nur intern, auch die Medien ließen kein gutes Haar an Clubboss Florentino Pérez. „Diktator“ und „Zerstörer“ wurde der 68-Jährige, der in zwölf Mandatsjahren neun Trainer verschliss, unter anderem genannt. Ex-Torjäger und BBC-Kommentator Gary Lineker sprach auf Twitter von einer „total verrückten Hire- and Fire-Politik“.

Die Unruhe könnte Konsequenzen haben. Nicht nur die Zeitung „Sport“ behauptet, Pérez wolle sich nach Ancelotti im Rahmen einer großen „Säuberung“ nun Cristiano Ronaldo „vornehmen“. Der Weltfußballer aus Portugal, der die Plädoyers pro Ancelotti am Samstag auf Twitter initiiert hatte, solle bei einem guten Angebot zusammen mit drei, vier anderen Profis ebenfalls hinauskomplimentiert werden, heißt es. Pérez sei ob der Haltung Ronaldos „empört“ und habe eine lange Wunschliste neuer Stars, die vom Dortmunder Marco Reus und dem Franzosen Paul Pogba von Juventus Turin angeführt werde.

Neben Ronaldo, Modric und Kroos, der die Arbeit mit Ancelotti als Freude bezeichnete, taten auch andere Profis ihre Meinung kund. „Du bist ein ganz Großer“, twitterte Marcelo, und James Rodríguez schrieb: „Ich habe in kurzer Zeit viel von Dir gelernt.“

Alle Plädoyers halfen jedoch am Ende nichts, Real trennte sich vorzeitig von Ancelotti. Nach zwei von geplanten und vertraglich im Sommer 2013 vereinbarten drei Jahren ist für den Italiener Schluss bei Real. Der 55-Jährige nahm die Entscheidung der Vereinsführung professionell auf. „Ich möchte diese zwei fantastischen Jahre bei Real Madrid in Erinnerung behalten. Danke an den Verein, die Fans und meine Spieler“, schrieb Ancelotti bei Twitter und Facebook.

2015 gewann der Mann aus Reggiolo zwar nichts. 2014 hatte er aber als erster Trainer in der 113-jährigen Clubgeschichte von Real vier Titel in einem Kalenderjahr geholt, darunter die Champions League und den spanischen Pokal. Spanische Medien versichern, er wolle jetzt ein Jahr Pause machen. Aber AC-Mailand-Besitzer Silvio Berlusconi will seinen Landsmann noch überreden. „Ich bin optimistisch“, sagte der frühere Regierungschef am Dienstag.

Als Topanwärter auf den Posten bei Real gilt Rafael Benítez, in Madrid geboren und derzeit noch Trainer des SSC Neapel. Laut Ancelottis Berater Ernesto Bronzetti ist die Sache so gut wie sicher. „Zu 99 Prozent“, sagte er dem italienischen Sender Rai Sport. Auch Jürgen Klopp wurde bereits von Medien gehandelt, bei einer Umfrage der Zeitung „Marca“ hatten sich sogar 44 Prozent für den Noch-Trainer von Borussia Dortmund ausgesprochen.

Die Anforderungen an den künftigen Coach sind klar: Titel, Titel, Titel. „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass jetzt der Moment gekommen ist, neue Impulse zu geben“, sagte Pérez sichtlich nervös am Montagabend auf der Pressekonferenz, auf der das Ende der Ancelotti-Amtszeit bekanntgegeben worden war. Real stelle „immer die allerhöchsten Ansprüche“.

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