Real verspielt Titelchance - Özil & Khedira Sündenböcke

Madrid (dpa) - Real Madrid verspielt fast alle Titelchancen und Trainer José Mourinho macht Mesut Özil und Sami Khedira zu seinen Sündenböcken. Die deutschen Nationalspieler wurden bei der 0:1-Schlappe des spanischen Fußballmeisters bei Betis Sevilla beide zur Halbzeit ausgewechselt.

Nach der dritten Saisonniederlage schwimmen den „Königlichen“ im Kampf um die Titelverteidigung die Felle davon. Der Tabellenführer FC Barcelona hat am Sonntagabend die Chance, mit einem Sieg bei UD Levante den Vorsprung auf elf Punkte auszubauen.

„Höchste Alarmstufe bei Real“, titelte das Sportblatt „As“. Die Zeitung „El Mundo“ ergänzte: „Adiós! Ein tristes Real verabschiedet sich praktisch vom Titelkampf.“ Nach 13 Spieltagen gaben die Madrilenen schon fast so viele Punkte ab wie in der gesamten vorigen Saison. Mourinho wirkt beinahe schon verzweifelt. Dies zeigte sich an der Auswechselung von Khedira nach 45 Minuten. Der Ex-Stuttgarter war bisher einer der Favoriten des Trainers gewesen, auf den „Mou“ nie etwas kommen ließ.

Khedira hatte beim Siegtor der Andalusier, die vor einer Woche beim Lokalrivalen FC Sevilla mit 1:5 unter die Räder gekommen waren, eine unglückliche Figur gemacht. Der Betis-Regisseur Beñat Etxebarria, zu Saisonbeginn vom VfL Wolfsburg umworben, hatte in der 16. Minute einen verunglückten Befreiungsschlag des Real-Profis Angel di María aufgenommen, wurde von Khedira nicht energisch genug attackiert und schoss den Ball aus 18 Metern ins Real-Tor.

Özil musste zur Pause in der Kabine bleiben, weil er zu wenig in Erscheinung getreten war. „Er schien im Streik gewesen zu sein“, witzelte „As“. Das Konkurrenzblatt „Marca“ sieht schwere Zeiten auf Özil zukommen: „Bei Real wird in jeder Saison ein Spieler zum Prügelknaben, auf den sich die Kritiker einschießen. Mal war dies Gonzalo Higuaín, dann Karim Benzema. Nun trifft es Özil, einen fantastischen Spieler. Er braucht eine gehörige Dosis Selbstvertrauen, um diese Situation zu überwinden.“

Mourinho scheint sich bei Real ziemlich isoliert zu fühlen. Seit langem verlangt er von der Clubführung vergeblich die Verpflichtung eines Vereinssprechers, der ihm in der Öffentlichkeit den Rücken stärkt. „Ich bin der Einzige der redet, und am Ende bin ich immer der Bösewicht des Films“, beklagte sich der Portugiese. Nach dem Abpfiff der Partie gratulierte er jedem Betis-Spieler zum Sieg. „Sie haben bis zur letzten Minute gekämpft und alles gegeben“, sagte Mourinho. Wollte er damit signalisieren, dass bei Real einige Spieler es an Einsatz fehlen ließen?

Der Real-Trainer zollte auch dem Publikum in Sevilla Beifall. „Das sind echte Fans, die ihre Elf anfeuern und zum Sieg treiben“, lobte Mourinho die Betis-Anhänger. Damit feuerte er einen Giftpfeil auf die Real-Fans ab, denen er schon häufiger eine mangelhafte Unterstützung angekreidet hatte.

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