Reals letzte Chance im „Clásico“ - Barça ohne Abwehr

Madrid (dpa) - Von der letzten Chance im Titelkampf will Real Madrids Trainer José Mourinho vor dem „Clásico“ gegen den FC Barcelona nichts wissen. „Es geht nur um drei Punkte“, erklärte der Portugiese betont lässig.

Dabei hätten die Königlichen bei einer Pleite am Sonntag im Camp-Nou-Stadion bereits elf Punkte Rückstand auf die Katalanen - und das nach nur sieben Spieltagen. Auch den Krach mit Nationalspieler Sergio Ramos versuchte Mourinho runterzuspielen und schwärmte stattdessen lieber vom 165. Duell der beiden Vorzeigeclubs in der Primera Division: „Wenn Real gegen Barça spielt, kommt für die Liebhaber des Fußballs die Welt zum Stillstand.“

Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil läuft Gefahr, den Klassiker als Ersatzspieler auf der Bank erleben zu müssen. Bei Reals überzeugendem 4:1-Sieg in der Champions League bei Ajax Amsterdam feierte Kaká ein glänzendes Comeback. Die Leser des Sportblatts „As“ stimmten prompt mehrheitlich dafür, dass der Brasilianer Özils Position des Regisseurs übernehmen sollte. Spaniens Rekordmeister hat nach schwachem Saisonstart inzwischen zu blendender Form zurückgefunden. Özil musste sich trotzdem herbe Kritik von Mourinho gefallen lassen. Ramos stand dem Spielmacher öffentlich bei und wurde dafür ebenfalls von Mourinho gerügt.

Vor allem bei Reals Superstar Superstar Cristiano Ronaldo läuft es derzeit. Der Portugiese will Barças Wunderkicker Lionel Messi den Titel des Weltfußballers des Jahres 2012 streitig und trifft momentan nach Belieben. In den vergangenen beiden Spielen gelangen ihm jeweils ein Dreierpack.

Die Katalanen, die sich für ihre Niederlage im Supercup revanchieren wollen, werden den Torjäger wahrscheinlich ohne einen etatmäßigen Innenverteidiger stoppen müssen. Kapitän Carles Puyol fällt für längere Zeit aus, Gerard Piqué hat eine Verletzung noch nicht ganz ausgeheilt. Zuletzt bildeten Javier Mascherano und Alex Song, zwei umgeschulte Mittelfeldspieler, das Abwehrzentrum. „In dieser frühen Phase der Saison wird keine Meisterschaft entschieden“, meinte Barça-Coach Tito Vilanova sichtlich bemüht, die traditionell hitzige Atmosphäre bei dieser Partie abzukühlen.

Das „Clásico“ steht dieses Mal sogar im Zeichen politischer Spannungen. Auf den Rängen wird deutlich zu spüren sein, dass Katalonien von einer Separatismus-Welle erfasst worden ist, die auch in den Fußball hineinreicht. Barça versteht sich als ein Aushängeschild Kataloniens, Real gilt als ein Symbol Spaniens. Vor Spielbeginn werden die 98 000 Zuschauer rote und gelbe Tafeln in die Luft halten und damit ein riesiges Mosaik bilden, das in den Farben der katalanischen Flagge gehalten ist und das gesamte Rund des Stadions umspannen soll.

Genau 17 Minuten und 14 Sekunden nach dem Anpfiff soll im Publikum der Ruf nach Unabhängigkeit für Katalonien laut werden. Der Zeitpunkt wurde gewählt in Erinnerung an das Jahr 1714, in dem die Stadt Barcelona im spanischen Erbfolgekrieg nach monatelanger Belagerung von bourbonischen Truppen eingenommen wurde. Der amtierende katalanische Ministerpräsident Artur Mas will ein Referendum über die Gründung eines unabhängigen Staates abhalten lassen. Jetzt muss Barca nur noch gewinnen.

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