Skandinavier beim Fairplay im Fußball ganz vorn

Kopenhagen (dpa) - Fairplay im Fußball scheint so typisch skandinavisch zu sein wie blonde Haarschöpfe. Auch in dieser Saison liegen Norweger und Schweden, gefolgt von Finnland, in der UEFA-Tabelle zum Fairplay vorn.

Auf die Frage nach Ursachen zögert der norwegische Ex-Bundesliga-Profi Rune Bratseth im heimischen Trondheim keine Sekunde. „Bei uns wird der Fairplay-Gedanke schon ganz früh und systematisch bei Fußballkindern fest verankert. Schwalben und anderer Betrug gelten einfach als unfein“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Wo das hinführt, habe man am Beispiel des in England beim FC Fulham spielenden Brede Hangeland erlebt. Der Nationalspieler hatte im November mit 31 Jahren beim Premiere-League-Spiel gegen Sunderland die erste Rote Karte seiner Karriere gesehen. Sie galt als entscheidend für Fulhams 1:3-Niederlage. Obwohl die Karte höchst zweifelhaft war, klopfte Hageland nach dem Abpfiff in der Kabine des Schiedsrichters an, um sich zu entschuldigen.

Der 81-fache Nationalspieler ist für Bratseth, selbst in 230 Bundesligaeinsätzen für Werder Bremen einmal vom Platz gestellt, das Produkt von „ganz vielen Fairplay-Initiativen, die ganz unten anfangen“. So gilt aggressives Grölen von Fußball-Eltern am Spielfeldrand als unfein. In norwegischen Clubs müssen Vater und Mutter vor dem ersten Auflaufen ihrer Sprösslinge einen entsprechenden „Elternvertrag“ unterschreiben.

Neben solchen in anderen Ländern inzwischen ebenfalls üblichen Initiativen dürften aber auch natürliche Umweltfaktoren zur nordischen Fairplay-Bilanz beitragen. Sozial steht freundliche Unauffälligkeit einfach höher im Kurs als aggressive Auffälligkeit. Wer sich durch besonders gute Leistungen eventuell auch mit spitzen Ellenbogen hervortut, verschwindet ohnehin relativ sicher ins südlicher gelegene Ausland mit höheren Gagen.

Neue Maßstäbe als Rollenmodell setzt da Nordeuropas einziger Fußball-Weltstar Zlatan Ibrahimovic. Schwedische Medien berichten inzwischen mit zunehmenden Verständnis von recht zweifelhaften Aktionen des 31-Jährigen am Rande der Legalität bei seinen Einsätzen für Paris St. Germain. In seiner Autobiografie schildert Ibrahimovic offenherzig und zufrieden, wie er beim Vertragspoker mit dem AC Mailand und dem FC Barcelona die eigene Gage durch Lügen in die Höhe schrauben konnte.

In Skandinavien selbst zahlt sich Fairplay weiter aus. Für ihre Spitzenplätze in der UEFA-Rangliste können Norweger, Schweden und Finnen auf jeweils einen Extraplatz in der Qualifikationsrunde zur Europa League hoffen. Aus Deutschland, derzeit Nummer neun im Ranking, hatten sich bislang nur 2005 Mainz 05 und 2008 Hertha BSC auf diesem Weg qualifiziert.

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