Topspiel in Italien: Der Meister will Juve knacken

Mailand (dpa) - Im Spitzenspiel der italienischen Fußball-Meisterschaft geht es am Samstag nicht nur um eine Vorentscheidung im Titelduell. In der Partie zwischen Milan und Juve steht auch viel Prestige auf dem Spiel.

In den Bars in Mailand und Turin kennen die Fans kein anderes Thema mehr. Italiens Sporttageszeitungen füllen schon die ganze Woche täglich mehrere Seiten mit Vorberichten, als werde ein WM-Finale ausgetragen. Wie gebannt schauen die Tifosi auf das Gipfeltreffen der Serie A: Spitzenreiter AC Mailand empfängt im Giuseppe Meazza-Stadion seinen Titelrivalen Juventus Turin. Milan will seine Tabellenführung verteidigen und den noch ungeschlagenen Turinern die erste Saisonniederlage beibringen.

„Milan ist Favorit“, sagt Juve-Boss Andrea Agnelli. Schließlich habe Milan Heimvorteil, sei Titelverteidiger, Spitzenreiter und fast schon sicher für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert. Die allzu gern übernommene Außenseiterrolle nimmt den Turinern aber kaum einer ab. Wer nach 24 Spieltagen in der Serie A noch ungeschlagen ist, kann es mit jedem aufnehmen. Im Hinspiel hatten die Turiner Milan mit einem 2:0-Sieg zudem eine Lektion erteilt.

Jetzt aber fühlen sich die Mailänder stärker als im Herbst. Der 4:0-Triumph im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal hat ihnen zusätzlich Auftrieb gegeben. Nicht einmal die Sperre von Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic kann die Zuversicht im Lager der Rot-Schwarzen dämpfen. Wegen einer Ohrfeige für den Napoli-Spieler Salvatore Aronica war der Schwede für drei Spiele gesperrt worden. Am Donnerstag lehnte das Berufungsgericht des italienischen Fußballverbands eine Reduzierung der Sperre ab. „Ein schwerer juristischer Fehler“, wetterte Milan.

Mit 15 Liga-Treffern ist der 30-Jährige Milans erfolgreichster Torjäger. Nun setzt Trainer Massimiliano Allegri neben Robinho auf Pato. Der junge Brasilianer hat seine Muskelprobleme überwunden. Ob Kevin-Prince Boateng neben Ex-Bayern-Kapitän Mark van Bommel im Mittelfeld auflaufen kann, bleibt bis kurz vor dem Spiel fraglich. Den gebürtigen Berliner plagt wieder sein linker Oberschenkel.

Weniger Personalsorgen als Allegri hat Juve-Trainer Antonio Conte. Aus einer stabilen Defensive um Abwehrchef Giorgio Chiellini will Conte Milan mit schnellen Kombinationen überrumpeln. Mit nur 36 Toren ist Juve zwar offensiv nur Mittelmaß, die 14 Gegentore bedeuten aber den Spitzenwert der Liga. Regie im Mittelfeld wird mit Andrea Pirlo ausgerechnet ein Ex-Milan-Star führen. „Ein Sieg mit zwei Toren von Pirlo wäre mein Traum“, sagte Juve-Sportdirektor Giuseppe Marotta.

Das Giuseppe Meazza-Stadion wird ausverkauft sein. Millionen Fans werden zudem vor den Fernsehern sitzen. Alle zusammen werden sie vor allem einen Mann kritisch beäugen: Referee Paolo Tagliavento. Seit Juve-Trainer Conte über eine angebliche Schiedsrichter-Verschwörung gegen Juve geklagt hat, herrscht Aufregung in der Serie A.

„Ich habe einen bösen Verdacht“, hatte Conte gesagt und sich dafür einen Anpfiff vom Liga-Präsidenten Giancarlo Abete eingehandelt. Milan-Trainer Allegri zeigte sich nur amüsiert, was die Juve-Funktionäre nur noch mehr aufbrausen ließ. Erst einige Friedens-Telefonate zwischen Agnelli und Milans Vize-Präsident Adriano Galliano konnten die Wogen kurz vor dem Topspiel glätten.

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