Tritt gegen Messi: „Clásico“ wird zum Skandalspiel

Madrid (dpa) - Der „Clásico“ als Skandalspiel: Mit einer Tätlichkeit gegen Lionel Messi hat Real Madrids Verteidiger Pepe im Viertelfinal-Hinspiel des spanischen Pokals zwischen Real und dem FC Barcelona (1:2) eine Welle der Empörung ausgelöst.

Der Portugiese war dem Weltfußballer mit den Stollen auf die Hand getreten. Messi war gefoult worden und saß auf dem Rasen, als Pepe im Vorbeigehen seinen Fuß auf die Hand des Argentiniers setzte. Die Madrider Sportpresse verlangte, Real solle Pepe aus dem Kader werfen.

„So ein Spieler hat im Fußball nichts zu suchen, und erst recht nicht bei Real“, schrieb „As“. Der Schiedsrichter sah den Tritt nicht. Fernsehbilder deuteten darauf hin, dass die Attacke auf den Weltstar kein Versehen war. Selbst eingefleischte Real-Fans gerieten in Wut über das Bild, das Pepe abgab. Der zusätzliche Ärger gesellte sich zur Enttäuschung über die Niederlage gegen den Erzrivalen im eigenen Stadion. Barça hat nun beste Aussichten, beim Rückspiel im Camp-Nou-Stadion ins Halbfinale einzuziehen.

Pepe fiel auch in anderen Szenen unangenehm auf: Wegen eines Tritts auf das Fußgelenk von Sergio Busquets erhielt er die Gelbe Karte; später gab Pepe sich gar der Lächerlichkeit preis, indem er sich bei einem Zweikampf mit Cesc Fàbregas theatralisch zu Boden warf und so tat, als hätte der Katalane ihm einen Ellbogenstoß versetzt. Vor knapp drei Jahren hatte er einen am Boden liegenden Gegner mit Fußtritten traktiert und eine Sperre für zehn Spiele erhalten. Nun der Tritt gegen Messi: „Da fällt es den Real-Fans schwer, noch zu ihrer Mannschaft zu halten“, beklagte „As“.

Auch sonst machten die Madrilenen ihren Anhängern mit einer ultradefensiven und ruppigen Spielweise wenig Freude. Trainer José Mourinho suchte nach der 1:3-Schlappe im Punktspiel vor gut fünf Wochen sein Heil in einer Mauertaktik, auch wenn dies einen Verstoß gegen das Selbstverständnis des Vereins bedeutete: Das Publikum im Bernabéu-Stadion erwartet, dass die „Königlichen“ auf Angriff spielen. Die Zuschauer pfiffen das Team aus, das Sportblatt „Marca“ titelte: „Real verrät seine Geschichte.“

Dabei schien Mourinhos Taktik zunächst aufzugehen. Cristiano Ronaldo (10. Minute) schoss - unter Mithilfe von Barças Ersatzkeeper José Manuel Pinto - das 1:0. Von da an spielte nur noch der FC Barcelona. Kapitän Carles Puyol (48.) erzielte nach einem Eckball von Xavi den Ausgleich. Sein Kopfballtreffer war fast identisch mit dem Tor, das Spanien im WM-Halbfinale 2010 zum 1:0-Sieg über Deutschland verhalf. Eric Abidal (76.) stellte den Barça-Sieg sicher.

Die Madrilenen waren mit dem 1:2 gut bedient. Sie spielten kaum Torchancen heraus, dagegen landeten die Katalanen zwei Lattentreffer. Zudem war der Schiedsrichter gnädig mit der rustikalen Gangart der Platzherren. Sogar die Madrider Presse räumte ein, dass Pepe, Ricardo Carvalho und Xabi Alonso die Rote Karte verdient gehabt hätten.

Mourinho scheint sich bereits mit einem Pokal-Aus abgefunden zu haben. „Für uns steht der Pokal nur an dritter Stelle. Die Liga und die Champions League haben Vorrang“, sagte der Portugiese. Er kommt seit seinem Amtsantritt bei Real vor anderthalb Jahren in den „Clásicos“ auf eine katastrophale Bilanz: ein Sieg im vergangenen Pokal-Endspiel, ansonsten drei Remis und fünf Niederlagen. Barça-Coach Josep Guardiola warnte davor, die Madrilenen zu unterschätzen. „Ich traue Real im Rückspiel alles zu.“

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