Türkei jubelt über Özil-Hilfe - Belgien auch stolz

Istanbul (dpa) - Die Fußball-Schützenhilfe hat die deutsch-türkische Freundschaft beflügelt und Mesut Özil vom verlorenen Sohn zum Helden in seinem Heimatland gemacht.

„Der Sieg der Deutschen mit Mesut ist unser Sieg“, schreibt die Tageszeitung „Radikal“ nach dem 3:1 von Deutschland gegen Belgien, mit dem die Türkei noch in die Playoffs der EM-Qualifikation gelangte. „Es ist die Zeit für ein Dankeschön und eine Entschuldigung bei Mesut.“

Vier Tage nach der 1:3-Schlappe der Türkei in Istanbul gegen Deutschland, die der Mannschaft von Nationaltrainer Guus Hiddink noch um das Erreichen von Gruppenplatz zwei bangen ließ, hat sich die Tristesse am Bosporus in Jubelstimmung gewandelt. Doch das 1:0 gegen Aserbaidschan durch ein Tor von Burak Yilmaz in der 60. Minute war eine Zitterpartie. „Nach einer schwierigen Saison im türkischen Fußball ist die Mannschaft im Playoff“, sagte Hiddink nach dem Spiel. „Das war das Ziel. Wir wussten, dass es schwer wird.“

Unmöglich wäre es geworden, wenn Belgien in der zeitgleichen Begegnung in Düsseldorf gewonnen hätte. Deshalb verfolgten die Türken mit bangen Herzen das Duell am Rhein. „Unsere Augen waren auf das Spiel, die Ohren aber nach Deutschland gerichtet“, schrieb der türkische Fußball-Kommentator Kenan Basaran.

„Wir sind Mesut (glücklich)“, lautete die doppeldeutige Schlagzeile der Zeitung „Vatan“. Schließlich hat Mesut Özil mit seinem Traumtor und genialen Pässen der Türkei die Tür zur EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine offen gelassen. „Mehr Gutes kann Mesut nicht machen“, lobte deshalb „Radikal“ den zuletzt wegen seiner sportlichen Fahnenflucht von den Landsleuten geschmähten und ausgepfiffenen Star von Real Madrid.

Enttäuscht, aber nicht deprimiert waren die Belgier nach dem verlorenen „Endspiel“ gegen Deutschland. „Ich denke, dass das kleine Belgien in den ersten 25 Minuten gezeigt hat, dass es einen guten Fußball spielen kann“, meinte Nationaltrainer Georges Leekens. „Wir sind etwas größer geworden.“

Der mit einem Vertrag bis 2014 ausgestattete Coach will die junge Mannschaft um Kapitän Vincent Kompany weiterentwickeln und fit für die Qualifikation für die WM 2014 machen. „Der Weg ist noch nicht zu Ende“, sagte Leekens, der das deutsche Team respektvoll als „Maschine“ bezeichnete. „Ich habe die deutsche Mannschaft noch nie so gut gesehen“, schloss sich Marc Wilmots, Co-Trainer und Ex-Schalker, dem Lob an. Nach den beiden Toren von Mesut Özil (30.) und André Schürrle (33.) war das Feuer der „Roten Teufel“ erloschen. „Wir haben alles versucht, doch die Deutschen waren so effizient: Sie haben in vier Minuten alles kaputt gemacht“, so Wilmots.

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