Türkei trennt sich von Hiddink - Retter gesucht

Istanbul (dpa) - Die Trainermission von Guus Hiddink am Bosporus ist gescheitert. Einen Tag nach dem 0:0 im Playoff-Rückspiel der EM-Qualifikation in Kroatien gab der Türkische Fußball-Verband (TFF) die Auflösung des Vertrages mit dem 65 Jahre alten Niederländer bekannt.

„Wir möchten Herrn Hiddink für die geleistete Arbeit danken und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute“, hieß es in einer lapidaren Presseerklärung des TFF nach der in gegenseitigem Einvernehmen erfolgten Trennung. Die Suche nach einem Nachfolger hat längst begonnen, auch der Namen Berti Vogts kursiert.

Mit dem Nationalteam der Türkei, für das er seit August 2010 tätig war, konnte Hiddink nicht an die Erfolge mit anderen Nationalteams anknüpfen. 2002 hatte er mit Gastgeber Südkorea überraschend den vierten Platz bei der Heim-WM belegt. 2008 stand er mit der russischen Sbornaja bei der EM in Österreich und der Schweiz wieder im Halbfinale. Bei diesem Turnier waren die Türken ebenfalls erst in der Vorschlussrunde an Deutschland gescheitert.

„Ich fahre erstmal nach Hause. Ich brauche eine Auszeit“, hatte Hiddink in der Nacht nach dem torlosen Remis in Zagreb gesagt. Dabei war seine Entlassung längst beschlossene Sache, wie türkische Medien am Tag nach dem Spiel übereinstimmend berichteten. Nach dem 0:3 im ersten Vergleich gegen Kroatien waren Hiddink taktische Fehler angekreidet worden, der Coach seinerseits kritisierte zuletzt das ineffiziente System der Nachwuchsförderung in der Türkei.

Ausgestattet mit einem millionenschweren Vertrag sollte Hiddink den türkischen Fußball fit machen für die EM. Und anschließend mit einer Teilnahme der Türkei an der Weltmeisterschaft 2014 hätte er sein Werk krönen sollen. Doch stattdessen gab es immer wieder Pleiten, nach denen der Coach wiederholt ausgiebig die Stärke und das Geschick der Gegner lobte. Selbst gegen den kleinen Bruderstaat Aserbaidschan unter Trainer Berti Vogts musste die Türkei eine 0:1-Niederlage einstecken. Auch Vogts wird als einer der möglichen Kandidaten für die Hiddink-Nachfolge gehandelt.

Die türkischen Kommentatoren machen sich vor allem für Abdullah Avci stark, den Trainer von Istanbul Büyüksehir Belediyespor. Er hat die noch junge Mannschaft in die Süper Lig geführt. Mindestens ebenso wichtig sind seine Erfolge in der Jugendarbeit. So wurde die türkische U-17-Nationalmannschaft mit Avci Europameister und Vierter der Weltmeisterschaft 2005.

Denn einige Kommentatoren meinen, an der Misere sei nicht nur Hiddink schuld. Schon er hatte die Erneuerung der türkischen Nationalmannschaft mit jungen Talenten als eine Hauptaufgabe genannt, dann aber doch vor allem auf bewährte Kräfte gesetzt. „Wenn ein Trainer vom Kaliber Guus Hiddinks hier keinen Erfolg hat, liegt es nicht nur am Trainer“, schrieb Ibrahim Seten, Sportchef der Zeitung „Vatan“. „Wir brauchen einen Mann, der ein neues System bringt.“

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