Interview mit Michael Ballack: „Ich habe den Ehrgeiz gezügelt — nach außen“

Der 98-fache Nationalspieler über seinen Abschied aus der Liga — und seinen inneren Frieden.

Herr Ballack, Ihr Abschied sah versöhnlich aus. Ist er das für Sie?

Michael Ballack: Der Moment war fantastisch. Die Fans haben ein feines Gespür, es waren zwei schwierige Jahre. Dass sie mich unterstützt haben, war wichtig für mich. Ich hatte hier vor zehn Jahren eine fantastische Zeit, deshalb bin ich zurück. Das haben sie nicht vergessen, sie haben mich sicher nicht für die letzten zwei Jahre gefeiert. Ich habe versucht, den Ehrgeiz zu zügeln, zumindest nach außen. Ich habe oft auf die Zähne beißen müssen.

Sie schlagen ein letztes Kapitel auf.

Ballack: Wenn keine Sicht auf Besserung da ist, muss man sich trennen. Es war für zwei Jahre gedacht. Und in meinem Alter, von 33 bis 35, ist das auch eine Menge.

Wo geht es für Sie weiter?

Ballack: Ihr drängelt immer, aber ich habe keinen Druck. Ich werde es im Sommer bekannt geben.

Das Abschiedsbild mit Ihren Söhnen hat viele beeindruckt.

Ballack: Man hört ja nicht alle Tage in der Bundesliga auf, nach so einer langen Karriere. Das ist ein Teil von mir, die Jungs sind auch Fans — und haben sich das gewünscht.

Sind die Konflikte ausgeräumt?

Ballack: Wenn man zu früh nachgiebig und friedfertig ist, verliert man Aggressivität und Motivation. Ich wollte nie früh abschließen. Ich wollte immer spielen. Und wenn man denkt, man wird ungerecht behandelt, dann versucht man sich zu wehren. Aber jetzt muss man das Große und Ganze sehen. Ich habe die Streitereien hinter mir gelassen.

Sollte Sami Hyypiä in Leverkusen Trainer bleiben?

Ballack: Wenn man so schnell reinkommt, ist das schwierig für alle. Wir sind sehr respektvoll miteinander umgegangen. Sami ist vom Auftreten fantastisch. Und die Bilanz stimmt auch. Aber der Verein entscheidet.

Könnten auch Sie sich vorstellen, bald auch Trainer zu sein?

Ballack: Schaun ’mer mal.

Wo schauen Sie sich das Finale in der Champions League an?

Ballack: Im Stadion, mal sehen, welcher Einladung ich folge (lacht). Ich habe bei beiden Klubs vier Jahre gespielt. Es ist eine fantastische Konstellation. Das Heimspiel ist ein riesiger Vorteil für Bayern, den wohl nur Barcelona hätte ausgleichen können.

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