Jungschiedsrichter: „Das ist kein angesehener Job“

Frankfurt/Main (dpa) - Die Akzeptanz von Schiedsrichtern im Fußball hat gelitten, sagt der 20 Jahre alte Referee Julius Holschneider. Sich jedes Wochenende anpöbeln zu lassen, sei keine Aufgabe für jeden.

Viele junge Spielleiter seien mit dem Ärger auf dem Platz überfordert und gäben daher schon nach kurzer Zeit wieder auf. Er selbst ist seit rund drei Jahren Schiedsrichter und pfeift für den SV St. Stephan 1953 Griesheim bei Frankfurt am Main. „Das ist kein angesehener Job“, sagte Holschneider der Nachrichtenagentur dpa.

Müssen Sie als Schiedsrichter auf dem Platz viel einstecken?

Holschneider: „Das Thema Schiedsrichter ist nicht leicht. Von allen Seiten wirst du angepöbelt. Aber da gewöhnst du dich auch dran. Bei Spielen mit vielen Zuschauern gibt es einige Kommentare, die unter der Gürtellinie liegen. Bei einigen Kollegen gab es sogar Übergriffe. Nach einem A-Liga-Spiel haben Fans das Auto von einem Schiedsrichter zerkratzt, und ein anderer Kollege wurde auf dem Platz von einem Zuschauer geschlagen. Das kommt auch schon mal vor.“

Wie reagieren denn gerade die jüngeren Schiedsrichter auf den Ärger?

Holschneider: „Bei uns gibt es sehr viele junge Schiedsrichter im Verein. Die fangen so mit 14, 15 oder 16 Jahren an, aber hören dann auch schon nach ein oder zwei Jahren wieder auf. Ganz einfach, weil sie keine Lust mehr auf den Ärger haben und lieber selbst spielen. Mir selbst macht das Spielen eigentlich auch mehr Spaß.“

Hat das Bild der Referees mit den jüngsten Skandalen gelitten?

Holschneider: „Da waren schon einige Sachen in der letzten Zeit, die nicht gerade die Akzeptanz von Schiedsrichtern steigern. In meinem Bekanntenkreis lachen mich die meisten aus, weil ich Schiedsrichter bin oder schimpfen über Fehlentscheidungen von Referees am vergangenen Wochenende. Das ist kein angesehener Job. Mir macht es trotzdem Spaß bisher. Immer der Buhmann am Wochenende zu sein, damit kann nicht jeder umgehen. Das ist schon ein sehr schwerer Job. Durch die ganzen Affären in der letzten Zeit ist es noch ein bisschen schwerer geworden.“

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