Köln schafft Werte - und verliert Ujah

Köln. Als Anthony Ujah (24) Anfang März beim 4:2-Sieg gegen Frankfurt am Geißbock zog, meldete sich der Tierschutz. Aber der geneigte Fan des 1. FC Köln sah das zuerst als folkloristisches Signal für des Stürmers Liebe zum Club.

Köln schafft Werte - und verliert Ujah
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Zwei Monate später setzt der Nigerianer mit Torinstinkt jenen Anhängern Hörner auf: Ujah wechselt trotz Vertrags bis 2017 dank einer Ausstiegsklausel nach der Saison zum Bundesliga-Konkurrenten Werder Bremen, unterschrieb dort einen Vierjahresvertrag. „Auf eigenen Wunsch“, wie der FC mitteilte. Angeblich kassiert Kölnrund 4,5 Millionen Euro aus Bremen — unbestätigt, Stillschweigen.

Der FC verliert nach Abwehrspieler Kevin Wimmer seinen zweiten Leistungsträger mit Perspektive — Wimmer flirtet seit Monaten heftig mit Tottenham Hotspur aus der Premier League und dürfte seinen Wechsel bekannt geben, sobald der FC im Kampf gegen den Abstieg gerettet ist. Dass auch Wimmers Wechsel etwa sechs Millionen Euro bringen soll, stärkt die Linie von Sportdirektor Jörg Schmadtke und Geschäftsführer Alexander Wehrle: Köln schafft nach Jahrzehnten von Misswirtschaft wieder Werte und will bis 2020 alle Schulden getilgt haben. Dazu gehört eben auch, von der Entwicklung seiner Spieler zunächst sportlich und dann auch finanziell zu profitieren.

Ujah soll in Bremen Nachfolger von Davie Selke werden, der den Club in Richtung RB Leipzig verlässt — für sieben Millionen Euro. Geld, dass die Bremer nun offenbar zum guten Teil in den Kölner investieren. „Er ist ein schneller, torgefährlicher Stürmer, der sich bei uns noch weiterentwickeln kann“, sagte Werders Manager Thomas Eichin. Ujah spielte drei Jahre in Köln, kam im Sommer 2012 auf Leihbasis aus Mainz und wurde 2013 fest verpflichtet. Im FC-Trikot schoss er in der laufenden Erstliga-Saison in bislang 30 Spielen zehn Tore — und wird Köln fehlen: Sturmkollege Patrick Helmes droht die Sportinvalidität, der Schwede Bard Finne soll verliehen werden, Thomas Bröker erhält wie Leihspieler Deyverson keinen neuen Vertrag. Bleiben Yuya Ozako und der aus Kaiserslautern zurückkehrende verliehene Stürmer Simon Zoller. Da wird noch einiges passieren müssen.

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