Köln und Paderborn: Der Aufstand der Aufsteiger

Beide Teams siegen auswärts und — stehen weit oben. Das Geheimnis ist Zusammenhalt und extreme Disziplin.

Köln und Paderborn: Der Aufstand der Aufsteiger
Foto: Witters

Stuttgart. Nach dem ersten Überrumpelungsmanöver des 1. FC Köln in dieser Bundesligasaison absolvierten die Stürmer Yuya Osako und Anthony Ujah glücklich ihren Interviewparcours. Beide hatten sie getroffen (22., 33.), Köln hatte 2:0 in Stuttgart gewonnen und fortan machten sich die Protagonisten Gedanken, warum der Aufsteiger nach zwei Spielen schon vier Punkte geerntet hat. „Wir haben sehr hart für diesen Sieg gearbeitet, wir waren sehr gut vorbereitet und konzentriert“, sagte Ujah.

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Und Osako, der Japaner, den Trainer Peter Stöger nach dessen mieser Leistung gegen Hamburg beim Erstliga-Debüt erneut brachte, verriet Kölns Grundposition: „Im Fußball muss man kämpfen, um was zu erreichen.“ Das ist so alt wie trotzdem keine Selbstverständlichkeit. Und deshalb ist es gerade für die Aufsteiger ein Weg: Basis-Fußball funktioniert auch in der 1. Liga. Wenig zulassen, Räume verdichten, hoher Laufaufwand, totale Konzentration.

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„Wir sind konkurrenzfähig“, konstatierte Stöger deshalb nach dem besten Bundesligastart des FC seit neun Jahren. „Das war eine sehr, sehr starke und geschlossene Leistung.“ Vor allem Kevin Vogt tat sich hervor: Der Mittelfeldabräumer war bei seinem Startelf-Debüt mit 83 Prozent gewonnener Duelle zweikampfstärkster Kölner. „Diesen Schwung nehmen wir mit“, kündigte Verteidiger Dominic Maroh an. „Uns läuft keiner weg, uns dribbelt keiner aus und schwindelig hat uns auch noch keiner gespielt.“

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Das kann ja noch kommen, möchte man einwenden. Der HSV zum Beispiel hat das gerade erlebt. Schwindelig gespielt von Paderborn, Kölns nächstem Gegner — und der zweite Aufsteiger, der nach zwei Spielen vier Punkte verzeichnet. So überfallartig wie die Paderborner 90 Minuten lang den HSV überrannt hatten, stürmten die Ostwestfalen nach dem 3:0-Sieg in Richtung Gästeblock.

Für zwei Akteure des SCP war der Erfolg eine gelungene Rückkehr. Trainer André Breitenreiter, der aus einer Ansammlung von No-Names einen respektablen Erstligisten geformt hat, spielte von 1994 bis 1997 selbst beim HSV. Linksverteidiger Daniel Brückner startete seine Karriere als Jugendspieler in Hamburger Vorort-Vereinen. „In der Jugend habe ich beim HSV immer auf den Sack bekommen“, sagte Brückner. „Da ist der Sieg jetzt einfach nur geil.“

Gewählter, aber ebenso zufrieden, drückte sich Breitenreiter aus. „Der Sieg macht uns unheimlich stolz und glücklich. Wir haben unseren taktischen Plan umgesetzt, waren stets gefährlich und zielstrebig. Der Sieg ist absolut verdient.“

Als Präsident Wilfried Finke ankündigte, sein Verein wolle mit zehn Punkten zum fünften Spiel beim FC Bayern München reisen, hielten das viele für einen Spaß. Jetzt hat der SCP vier Zähler auf dem Konto, die nächsten Gegner sind Köln und Hannover 96 — der Traumstart ist möglich. „Kann sein, dass unsere Gegenspieler eine höhere Qualität haben als wir“, sagte Moritz Stoppelkamp. „Aber wir sind ein eingeschworenes Team.“

Den HSV indes begleitete ein gellendes Pfeifkonzert, Trainer Mirko Slomka („Eine schockierende Leistung“) steht schon unter Druck, Vorstand Dietmar Beiersdorfer soll sich schon mit Thomas Tuchel getroffen haben. Abwehrspieler Johan Djourou befürchtet sogar: „Wenn wir so weiterspielen, machen wir keinen einzigen Punkt.“

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