König Niersbach: Vorbild ist der „Kaiser“

Frankfurt/Main (dpa) - Wolfgang Niersbach wirbelte bisher meist im Hintergrund. Das wird sich grundlegend ändern. Der Medienprofi weiß, was auf ihn als künftigen Boss des Deutschen Fußball-Bundes zukommt.

Nein, Präsident war Wolfgang Niersbach noch nie - noch nicht einmal Vorsitzender eines Dorfvereins. „Aber ich bin Ehrenmitglied im Prinzenclub der Landeshauptstadt Düsseldorf“, erklärte der designierte Boss des Deutschen Fußball-Bundes am Mittwoch. „Ich habe auch so eine Mütze zu Hause in der obersten Schublade.“ Der 61-Jährige, geboren im rheinischen Nettesheim, soll vom kommenden Oktober an eines der begehrtesten Ämter in Deutschland ausfüllen: Fußball-Chef über 6,75 Millionen Mitglieder im größten Sportfachverband der Welt. Vorbild des künftigen Königs ist - der „Kaiser“.

„Franz Beckenbauer...“, sagte Niersbach bei der Pressekonferenz in der Frankfurter DFB-Zentrale und hielt kurz inne, „...wissen Sie was das Schönste ist: Er hat null Allüren.“ Beckenbauer ist - auch wenn das Wort in Funktionärskreisen allzu oft strapaziert wird - ein guter Freund des verheirateten DFB-Generalsekretärs. Beim Sommermärchen 2006 war Niersbach der große Strippenzieher im Hintergrund, Beckenbauer der strahlende Repräsentant. Zuvor war er mit ihm bei der Welcome Tour um die Welt gezogen: „Diese Offenheit, dieses Lächeln auf Lippen - das hat die ganze WM geprägt“, erinnerte Niersbach.

Beim WM-Triumph der deutschen Nationalmannschaft 1990 in Italien war er DFB-Pressechef und noch heute schwärmt er wie ein kleiner Junge von Ansprachen und Aura des Teamchefs. „Ich habe es als einzigen Glückszustand empfunden, in der Kabine den Franz zu hören.“ Der frühere Sportjournalist Niersbach ist seit 38 Jahren im Fußballgeschäft und genießt bei der Deutschen Fußball Liga, bei UEFA und FIFA höchstes Ansehen. „Wolfgang ist eine tolle Persönlichkeit und kann Events gestalten wie kaum ein anderer“, lobte der noch amtierende DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Niersbach kennt alle 210 DFB-Angestellten - und vor allem das Fußball-Geschäft. Der künftige DFB-Präsident ist auch immer noch Fan. „Es ist der unglaubliche Reiz. Ich gehöre zu denen, die mit Vorfreude und vollem Herzen ins Stadion gehen.“ Dass ein Amt einen Menschen auch verändert, hat er oft genug an anderen erlebt. Er wolle aber weiterhin in seiner Dorfkneipe ein Bier trinken und sich beim Tennis mit seinem Partner austoben. „Meine besten Freunde haben mir einen Rat mitgegeben“, sagte er und versprach: „Ich will und werde mich als Mensch nicht verändern.“ So wie Franz Beckenbauer, der ihm mit seiner klaren Aussage („Er ist der Beste“) den Weg an die DFB-Spitze geebnet hat.

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