Arbeitstier ohne Starallüren: Löw belohnt Neustädter

Gelsenkirchen (dpa) - Neustädters Blackout beim zwischenzeitlichen 0:1 gegen den FC Arsenal hat dem Schalker Senkrechtstarter nicht geschadet. Bundestrainer Löw nominierte den Mittelfeldspieler erstmals für das Nationalteam.

„Er hat sich die Berufung absolut verdient“, sagte Löw.

Das Tattoo auf dem rechten Oberarm ist ungewöhnlich, aber vielsagend. „Everybody dies but not everybody lives“ (Sterben muss jeder, aber nicht jeder lebt) ist dort zu lesen. Roman Neustädter ist seinem Motto, möglichst viel erleben zu wollen, wieder ein Stück näher gekommen. Mit der Nominierung für das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch gegen die Niederlande erfüllt sich für den Mittelfeldspieler ein weiterer Lebenswunsch. „Das ist eine große Auszeichnung für ihn“, kommentierte Schalke-Coach Huub Stevens.

Auch der Fauxpas des ablösefreien Schalker Neuzugangs, der dem FC Arsenal beim 2:2 in der Champions League das zwischenzeitliche 1:0 bescherte, konnte Löw nicht von seinem Entschluss abbringen. „Er verfügt über sehr gute technische Fähigkeiten. Mit seinen Auftritten in Bundesliga und Champions League hat er sich die Berufung absolut verdient. Auch mit Blick auf das nächste Jahr“ sagte der Bundestrainer.

Der im ukrainischen Dnjepropetrowsk geborene und in Kirgistan aufgewachsene defensive Mittelfeldspieler gilt als wichtiger Stratege. Wie schon bei seinem ehemaligen Club Borussia Mönchengladbach, den er im Sommer verließ, überzeugt Neustädter auch auf Schalke durch Zweikampfstärke, Einsatzwille und Zuverlässigkeit. Schalke-Sportvorstand Horst Heldt hält die Nominierung für gerechtfertigt: „Roman hat seit seinem ersten Tag hier alles richtig gemacht. Er ist brutal effektiv, kann das Spiel lenken und es schnell machen.“

Laute Töne und Allüren sind dem 24-Jährigen fremd. Einzig seine Vorliebe für extravagante Mode sorgt beim Revierclub mitunter für Aufsehen. Der Weg in die Nationalmannschaft war lang und ungewöhnlich. Seine Familie verschlug es vor 20 Jahren nach Mainz. Vater Peter spielte viele Jahre an der Seite des heutigen Dortmunder Trainers Jürgen Klopp bei Mainz 05 in der zweiten Liga. Nicht zuletzt dank der Unterstützung seines Vaters, der ihn in der zweiten Mainzer Mannschaft sogar zwischenzeitlich trainierte, fand Roman Neustädter über die Stationen Mainz, Mönchengladbach und Schalke den Weg in die Landesauswahl.

Vor allem die Mannschaftsdienlichkeit von Neustädter imponiert Löw. Aussagen wie die im Stadionmagazin „Schalker Kreisel“ wenige Wochen nach Saisonbeginn sind ganz nach dem Geschmack des Bundestrainers: „Ich kenne meinen Job, und wenn die anderen glänzen können, weil sie Tore gemacht haben, habe ich alles richtig gemacht.“

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