Eins, zwei, drei — und Klose ist dabei

Drei Treffer fehlen dem 34-Jährigen noch, um mit dem „Bomber der Nation“ Platz eins unter den Torjägern des DFB zu teilen.

Düsseldorf. Man fragt sich ja bisweilen, welcher Experte mit welcher Motivation gerade wieder einmal etwas zum Besten gibt. Bei Uli Hoeneß etwa muss man hinter jedem geäußerten Gedanken einen Plan vermuten.

Vor allem, wenn der Präsident des FC Bayern München Miroslav Klose kritisiert. Den Spieler, der mit seinen 34 Jahren noch immer unumstrittener Stürmer Nummer eins in der talentierten Nationalmannschaft ist — und auch charakterlich reichlich wenig Anlass gibt, sich an ihm zu reiben.

„Wenn ich schon höre, dass Klose fast so viele Tore geschossen hat wie Gerd Müller. Müller schoss sie gegen England, Frankreich und Italien. Klose hat 80 Prozent seiner Tore gegen Liechtenstein und Co. erzielt, mindestens“, hatte Hoeneß gesagt, als er vor Tagen zum Rundumschlag gegen den DFB-Tross und dessen Bemühen um ein Wohlfühlklima ausholte.

„Unpassend“, fand das DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, Bundestrainer Joachim Löw „versteht Uli Hoeneß nicht“ und Klose selbst? Der ist klug genug, derlei Sätzen kein Gewicht zu verleihen. „Die Kritik von Uli Hoeneß lasse ich jetzt unkommentiert“, sagte Klose. „Es ist das Beste, wenn ich den Mund halte und mich auf Fußball konzentriere.“

Das ist ihm schon immer gut gelungen, zur Farce wird die Kritik ohnehin, wenn man weiß, wie wenig Klose selbst der Rekord von Gerd Müller interessiert. Keine Gelegenheit ließ der 34-Jährige aus, seine Verbundenheit mit dem 66-jährigen Torjäger von einst zu demonstrieren, den er beim FC Bayern schätzen gelernt hat. Motto: Ich mag dem Gerd nichts wegnehmen.

Das wird er aber wohl doch: Es fehlen Klose noch ganze drei Treffer, um die 68-Tore-Marke Müllers zu erreichen. Was ganz losgelöst von den Leistungen des Altmeisters, der 68 mal in 62 Länderspielen traf, auch in den bislang 125 Spielen von Klose eine respektable und weithin unangreifbare Marke ist.

Immerhin gab Klose am Freitag, als das deutsche Team nach Wochen und Monaten der Kritik zum Mentalitätstest in Irland angetreten war, die richtige Antwort auf dem Platz, die noch immer als die beste gilt: Der Mann von Lazio Rom erzielte beim 6:1-Sieg sein 65. Länderspieltor.

Dass erste Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Mannes von Lazio Rom, der in aktuell sieben Ligaspielen fünf Mal traf, erwuchsen, lag an seiner geringen Trefferquote zuvor: Im Jahr 2012 hat Klose in der Nationalelf erst zwei Tore geschossen, nach dem Treffer gegen Griechenland bei der EM waren 322 Minuten ohne Klose-Tor vergangen. Was viele Gründe hat — und nicht alle liegen bei Klose selbst.

Denn das Spiel der Nationalelf hat sich verändert, seit Marco Reus eine dominante Rolle eingenommen hat. Immer öfter taucht der linke Offensivspieler selbst gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf, seine Abschlussstärke prädestiniert ihn dazu, Reus vollstreckt selbst, wo Lukas Podolski zuvor des öfteren aufgelegt hat.

Schon mit dem Spielstil der deutschen Elf bei der Europameisterschaft wurde deutlich, dass der Platz in der Spitze Klose längst nicht mehr allein gehört, sondern Özil, Müller und andere die Räume für den Mann, der seit 2001 für die Nationalelf stürmt, immer enger machen. Klose hat das registriert. Und hat sein Spiel klaglos angepasst. Auch deshalb wird er geschätzt. Von fast allen.

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