Löw erteilt Polen-Bezwingern Wohlfühl-Genehmigung

Frankfurt/Main (dpa) - Das wunderbare WM-Gefühl ist zurück bei Deutschlands Fußball-Lieblingen - und Joachim Löw ließ seine Polen-Bezwinger das Stimmungshoch genießen.

Löw erteilt Polen-Bezwingern Wohlfühl-Genehmigung
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Matchwinner Mario Götze und seine Kollegen durften am Tag nach dem begeisternden 3:1-Sieg gegen ein starkes polnisches Team entspannen, bevor am Sonntag die Mission Schottland startet. „Wir haben einen guten Schritt gemacht, sind Tabellenführer, und das wollen wir nicht mehr hergeben“, erklärte Abwehrchef Jérôme Boateng. Erstmals in der laufenden EM-Qualifikation steht Deutschland an der Spitze der Gruppe D.

„Es war auf jeden Fall über weite Strecken ein gutes Spiel, in dem wir gut kombiniert haben. Die Mannschaft hat das, was wir wollten, wirklich gut umgesetzt“, lobte Löw den Auftritt seines Teams vor 48 500 Fans im Frankfurter Stadion und bis zu zwölf Millionen Zuschauern an den Fernsehgeräten. „Wir waren fast über die ganze Zeit dominant“, ergänzte der Bundestrainer. Er machte nur einzige winzige Einschränkung: „Wir machen es uns manchmal durch eigene Fehler etwas schwer. Wir haben auch einige Chancen liegengelassen.“

Am Samstag bat der DFB-Coach zur Auswertung des wertvollen Sieges, verordnete individuelles Training, Behandlungen und Rehabilitation. Dann durften Götze und Co. ein wenig Freizeit genießen. „Man sieht, dass der Elan drin ist in der Mannschaft. Wir haben gut gearbeitet hier in Frankfurt“, erklärte Torwart Manuel Neuer und ordnete den Sieg ein: „Es war ein kleines Finale im Hinblick auf Platz eins.“

Bis auf Karim Bellarabi, der einen Schlag auf den Fuß bekommen hatte, seien keine größeren Blessuren zu beklagen, vermeldete der DFB. Und auch der Leverkusener Bellarabi rechnet nicht mit einem Ausfall am Montag im traditionellen Hampden Park von Glasgow.

„Für die Polen war es einfach schwer, Zugriff auf uns zu bekommen“, sagte Löw über seinen aufgegangenen Matchplan. Besonders zufrieden zurückschauen konnte Bayern-Dribbler Götze auf einen rasanten Abend gegen selbstbewusste Polen: „Wir haben drei Punkte geholt. Ich konnte der Mannschaft helfen. Ich konnte zwei Tore erzielen.“

Mit einem Dauerlächeln im Gesicht schlenderte Götze nach der Dopingkontrolle kurz vor Mitternacht durch die Stadionkatakomben. „Natürlich ist es immer schön, wenn man Vertrauen spürt. Das spüre ich grundsätzlich immer, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin“, erzählte er nach seinen Nationalmannschafts-Toren 15 und 16.

Ohne es direkt anzusprechen, verwies er damit auf den Unterschied zum FC Bayern, wo er dieses Vertrauen von Coach Pep Guardiola in der Vergangenheit oft nicht gespürt hat. „Er hat sich gut gelöst, war immer anspielbar, ist viel gelaufen. Er hat zwei Tore erzielt, die wichtig waren“, lobte Löw den Bayern-Profi. Sehr ruhig und ohne große Ansprachen ließ die Mannschaft im Teamhotel die Nacht ausklingen.

Die beiden Götze-Treffer (19./82. Minute) und das schon sechste Quali-Tor von Thomas Müller (12.) sorgten im Stadion für eine Stimmung, wie man sie letztmals im WM-Finale von Rio erlebt hatte. Auch da war Götze der Matchwinner. Tempo, Kombinationen auf engstem Raum und viele Torszenen, „es gibt schlechtere Tage“, resümierte der 23-Jährige. Auch Kontrahent Polen mit Torschütze Robert Lewandowski (36.) würzte mit Mut und überfallartigen Angriffen die Partie.

„Wir können stolz sein. Wir haben vielleicht zwei, drei Fehler gemacht, aber über 80 Minuten ein gutes Spiel abgeliefert“, meinte ein erleichterter DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger. Mit einem Sieg in Schottland könnte das Direkt-Ticket zur EM-Endrunde 2016 bereits gebucht werden, wenn zugleich die Iren gegen Georgien patzen. Drei Spieltage vor dem Ende der Qualifikation führt der Weltmeister mit 16 Punkten vor Polen (14), Irland (12) und den Schotten (11).

Gut möglich, dass auch Debütant Emre Can in Glasgow wieder auflaufen darf. Löw jedenfalls stufte die Eingewöhnungsprobleme des gebürtigen Frankfurters als normal ein: „Im Verlauf des Spiels hat er sich gut eingefunden. Zweikampfstark, körperlich stark, gutes Passspiel - für mich war es ein gutes, ordentliches Debüt.“

Der 21-jährige Can, 76. Neuling in der Ära Löw, sah das selbst etwas kritischer: „Es ist schon ein sehr großer Unterschied. In der U21 sind viele junge Spieler. Hier sind Männer, erwachsene Leute, das merkt man.“ Beim FC Liverpool habe er in der Vorsaison in der Dreierkette rechts gespielt, das sei eine völlig andere Position. Dennoch könnte er sich mit der neuen Rolle als Rechtsverteidiger anfreunden: „Ja klar! Wenn der Bundestrainer sagt, ich soll da spielen, spiele ich sehr gerne da.“ Am liebsten schon Montag.

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