Frust-Bekämpfung beim DFB: Ohne Arroganz gegen Georgien

Leipzig (dpa) - Die Verlierer von Dublin sollen es gegen Georgien richten. Weltmeister-Coach Joachim Löw sprach vor dem „Endspiel“ der EM-Qualifikation in Leipzig zwar von „viel Frust“ im DFB-Lager.

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Für personelle und taktische Konsequenzen aber sieht der Bundestrainer keinen Grund.

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„Es gibt keine grundsätzliche Überlegung, aufgrund des Ergebnisses das eine oder andere infrage zu stellen“, erklärte Löw einen Tag vor der Partie der DFB-Elf am Sonntag gegen Georgien.

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„Es gibt nicht viele Veränderungen“, kündigte der Freiburger an. Der Weltmeister braucht in Leipzig noch einen Punkt, um das Direktticket für die EM-Endrunde 2016 zu lösen. „Ich habe überhaupt keine Sorge, wobei ich mich auch fürchterlich geärgert habe“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Samstag.

Der angeschlagene Bastian Schweinsteiger hat wieder mit dem Lauftraining begonnen. „Es hat sich zumindest so gebessert, dass eine Hoffnung besteht“, sagte Löw. Wenn der Kapitän hundert Prozent fit sei, werde er auch spielen: „Wenn aber das kleinste Risiko besteht, wird das nicht der Fall sein.“ Beim Abschlusstraining am Samstagabend konnte Schweinsteiger zumindest in der Aufwärmphase alle Übungen ohne erkennbare Probleme absolvieren. Somit waren alle 21 noch verfügbaren Spieler dabei.

Wer den verletzten Mario Götze im Angriffszentrum ersetzt, wollte Löw nicht verraten. Der Leverkusener Karim Bellarabi könnte in der Startelf eine Flügelposition besetzen. Thomas Müller, Marco Reus und Mesut Özil sollen mit vielen Positionswechseln Torchancen kreieren.

„Ich denke, es ist nichts Dramatisches passiert. Wir sind Tabellenführer und haben es selbst in der Hand gegen einen Gegner, der nicht zu den Topteams in Europa gehört“, betonte Löw. Erstmals in seiner Ära als Bundestrainer muss die DFB-Auswahl bis zum letzten Gruppenspiel um die Qualifikation für ein großes Turnier kämpfen.

Mehr Brisanz ist auf jeden Fall im Spiel als bei den bisher vier Auftritten in der neuen Arena auf dem Gelände des alten Leipziger Zentralstadions, das früher mit 100 000 Plätzen das größte in Ost und West war. „Auf die Spannung hätten wir gern verzichtet“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Zwei Niederlagen in einer Qualifikationsrunde sind ein Novum in der Ära Löw. Das hatte es auch zuvor nur einmal vor der EM 1984 gegen Nordirland (zweimal 0:1) gegeben.

Für das Frankreich-Ticket reicht vor 43 630 Zuschauern im ausverkauften Stadion in jedem Fall ein Remis. Bei einer Niederlage könnten die Konkurrenten aus Polen und Irland (je 18 Punkte), die im direkten Duell in Warschau aufeinandertreffen, noch an Tabellenführer Deutschland (19) vorbeiziehen. Bei Punktgleichheit von zwei oder mehr Teams entscheidet der direkte Vergleich. Hier hat die DFB-Auswahl gegenüber Polen und Irland das Nachsehen. „Dann versuchen wir mal, es nicht auf irgendwelche komplizierten Rechnereien ankommen zu lassen“, sagte Abwehrspieler Mats Hummels.

„Jeder kennt die Lage, jeder kennt die Tabelle und kann rechnen. Was zählt, ist, dass wir gegen Georgien gewinnen wollen und werden“, verkündete Torwart Manuel Neuer am Samstag kämpferisch: „Natürlich sind wir zuversichtlich. Wir haben uns hoffentlich die Tore ein bisschen aufgehoben.“ Beim 0:1 in Irland hatten viele vergebene Möglichkeiten und der „Lucky Punch“ der Boys in Green für großen Frust im Lager des Weltmeisters gesorgt. „Wir sind selbstbewusst genug. Wir werden die Qualifikation aus eigener Kraft schaffen“, kündigte Löw dennoch an.

Den Vorwurf, in Dublin sei auch ein Schuss Arroganz und Überheblichkeit dabei gewesen, wies der 55-Jährige klar zurück: „Generell kann man bei unserer Mannschaft wirklich nicht behaupten, dass Spieler abgehoben, arrogant oder völlig weggedriftet sind.“ Als Hauptdefizit machte Löw mangelnde Effizienz im Spiel seines Teams aus: „Wir sind zur Zeit nicht mehr so tödlich für den Gegner wie wir es schon mal waren.“ Sechs Großchancen benötige sein Team derzeit für ein Tor: „Das zeigt, dass die Effizienz nicht so ist wie bei der WM.“

Gegen die Georgier, die als 110. der Weltrangliste antreten und in Leipzig mit dem neuen Verbandspräsidenten Lewan Kobiaschwili anreisen, forderte Löw deshalb mehr Konzentration und Seriosität von seinem Personal: „Alle müssen mit jeder Chance so umgehen, als wäre es die einzige und letzte. Mit jeder vergebenen Chance kommt gewisser Frust auf wie gegen Irland und lässt die Chancen des Gegners wachsen.“ Am Spielstil und der Philosophie aber soll ohne Einschränkungen festgehalten werden: „Wenn wir beginnen, mit hohen Flanken zu operieren, machen wir einen Fehler.“

Abwehrchef Boateng versprach den Zuschauern ein „Feuerwerk“ gegen die Osteuropäer: „Die Fans haben sich das verdient. Und wir sind uns das schuldig. Noch mal zum Abschluss ein gutes Spiel machen und klar gewinnen.“ Auch Verbandschef Niersbach hat „keine Zweifel, dass das gelingen wird und dass wir uns für die Euro 2016 qualifizieren werden. Zum zwölften Mal in Serie übrigens“.

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